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„Alle haben dieselbe Eintrittskarte für diese Welt gelöst“

05.02.2010

Kooperations-Projekt zwischen Gymnasium und NRD-Werkstatt

 Darmstadt/ Mühltal.- „Menschenrechte“ hieß die Überschrift der jüngsten Projekttage am Darmstädter Gymnasium Viktoriaschule, „Recht auf Selbstbestimmung“ das Projekt, für das sich 22 Schüler entschieden hatten. Die Oberschüler brüteten aber nicht theoretisch über den Begriff nach, sondern trafen mit sieben Beschäftigten der Mühltal-Werkstätten in Nieder-Ramstadt zusammen, um diese ganz konkret in ihrer Selbstbestimmung zu unterstützen. Die am Projekt beteiligten Beschäftigten sind allesamt „Werkstatträte“ und haben die Aufgabe, die Interessen ihrer insgesamt 500 Kolleginnen und Kollegen in den beiden Werkstätten in Nieder-Ramstadt zu vertreten. Sie sind erst zwei Monate im Amt und deshalb noch mit der wichtigen Aufgabe befasst, sich bekannt zu machen. In kreativer Zusammenarbeit in Kleingruppen sind große Plakate entstanden, mit denen sich die Werkstatträte persönlich vorstellen. Um das zu schaffen, muss man sich kennenlernen und viel miteinander reden.

 

„Das Erstaunlichste für mich war, dass die Schwäche unseres Gegenübers – oder wie soll ich sagen? – eigentlich gar keine Rolle gespielt hat“, resümierte eine Schülerin bei der Schluß-Präsentation. „Schwäche – das ist ein guter Begriff“, lobt Werkstatt-Leiter Helmut Stöcker die junge  Frau, „da haben Sie ganz mühelos ein schönes Wort gefunden“. Die Werkstatträte stimmen zu: „Ich finde den Ausdruck ‚Behinderte’ auch nicht schön“, sagt Elke M., die im Betreuten Wohnen in Darmstadt lebt und tagsüber zur Arbeit in die Mühltalwerkstatt kommt, „man kann auch sagen: Handicap“. Handicap - dieser Ausdruck gefällt den meisten in der Runde ganz gut. „Handicap sagt man ja auch im Golf-Sport“, wirft die Lehrerin Alexandra von Canstein ein, die zusammen mit ihrer Kollegin Ruth Schledorn das Projekt begeleitet.

 

„Was für mich das Besondere war“, sagt eine andere Schülerin, „dass die heutige Begegnung, das Erstellen der Plakate, so unkompliziert lief. Das liegt ganz eindeutig daran, dass wir uns gestern schon kennen gelernt haben und schon miteinander geredet hatten.“

Diese Beobachtung bestätigt der Werkstatt-Leiter: „Man braucht gar nicht viel Zeit, es geht ganz schnell. Man muss es einfach nur machen. Und man spürt dann ganz schnell, dass die Menschen so verschieden gar nicht sind. Wir haben alle dieselbe Eintrittskarte für diese Welt gelöst.“

In der Tat konnten die Schüler feststellen, dass Menschen mit Handicaps gar nicht so viel anders sind als sie selbst. Was die Einzelnen mögen, welche Hobbies sie haben, was sie in ihrer Freizeit machen, welche Musik sie lieben – das alles steht auf den großen, schön gestalteten Plakaten. Jeder der Werkstatträte ist im Bild zu sehen, außerdem ist noch vermerkt, wo die Inteerssenvertreter arbeiten und wann sie zu sprechen sind.

Bevor die Viko-Schüler am nächsten Tag die Plakate in ihrer Schule präsentieren – die Werkstatträte sind natürlich dabei und bekommen nach herzlicher Begrüßung gleich eine Schulführung – steht jetzt im Info-Zentrum der NRD noch ein weiteres Thema auf dem Programm. Joachim Seeh, Mitarbeiter des Sozialdienstes in der Mühltal-Werkstatt, hält einen kurzen Vortrag und beantwortet Fragen zum Thema „Sexualität und Partnerschaft“. Dies ist ein wichtiger Aspekt, wenn es um das Recht auf Selbstbestimmung geht, und es interessiert die Oberschüler sehr, etwas darüber zu erfahren, welche Bedeutung Sex und Partnerschaft für Menschen mit Behinderung haben. „Genau dieselbe wie für euch“, erklärt Joachim Seeh kurz und bündig. „Das Bedürfnis nach Nähe und Zärtlichkeit, nach Liebe und Heiraten oder ein Kinderwunsch – all das hat gar nichts damit zu tun, ob ein Mensch  behindert ist oder nicht. Das ist bei allen gleich.“

Vor 25 Jahren habe er in der NRD als Zivildienstleistender angefangen, berichtet Seeh seinen Zuhörern, „aus heutiger Sicht war das ein anderes Zeitalter: Männer und Frauen lebten damals noch in getrennten Häusern. Gemischte Wohngruppen begannen sich erst allmählich zu entwickeln. Dass behinderte Menschen auch ein Sexualleben haben, war praktisch ein Tabu.“ Heute, so Seeh, sei es ganz selbstverständlich, dass es gemischte Gruppen gebe, auch Doppel-Apartments für Paare. Während früher Babies einer behinderten Mutter selbstverständlich weggenommen wurden, dürften heute auch Paare mit ihrem Kind zusammen leben. „Begleitete Elternschaft“ heißt das Konzept, nach dem in der NRD Mütter oder Paare mit Kind begleitet werden.

„Beide Seiten haben von dieser Begegnung profitiert und ihren Horizont erweitert“, zieht Ruth Schledorn Bilanz, „die Projektgruppe ist sehr interessiert daran, weiter mit den Werkstatträten in Kontakt zu bleiben. Und dass sie beim nächsten Schulkonzert in der Viko dabei sind, ist schon beschlossene Sache.“                                  Marlene Broeckers

 

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