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Ziel ist die „virtuelle Werkstatt“

16.02.2010

Die Nieder-Ramstädter Diakonie arbeitet darauf hin, alle Werkstattplätze nach draußen zu verlagern

Andrea Söller, 32, ist gelernte Schreinerin. Sie hat ihre Ausbildung beim Internationalen Bund absolviert und mit der Gesellenprüfung abgeschlossen. Eine Chance auf dem Arbeitsmarkt hatte sie trotzdem nicht. Auch mit ihrer zweiten Ausbildung als Pflegehelferin war sie chancenlos. „Das hat mit meinem Handicap zu tun“, sagt die junge Frau, „ich bin einfach nicht schnell genug“.

So ist Andrea Söllner aus schließlich in der Mühltalwerkstatt der Nieder-Ramstädter Diakonie (NRD) gelandet, die in Mühltal/Nieder-Ramstadt und im rheinhessischen Wörrstadt rund 600 Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung bereitstellt. „Ich bin gerne hier“, sagt sie. „Ich werde nicht unter Druck gesetzt, auch wenn ich nicht so schnell bin.“

„Handwerklich ist Frau Söllner perfekt“, ergänzt Marco Bazzato die allzu bescheidene Selbstdarstellung seiner besten Kraft. Bozzato, gelernter Tischler und Maschinenschlosser, ist Gruppenleiter in der Holzwerkstatt der NRD und sorgt dafür, dass seine neunLeute jeden Tag gut mit Arbeit ausgelastet sind.

Die Herstellung von Holzpaletten in Sondergrößen ist eine Spezialität der Mühltal-Werkstatt. Eine von den Mitarbeitern selbst konstruierte Maschine macht es möglich, dass Menschen mit Behinderung hier nicht nur als Handlanger tätig sind, sondern selbständig produzieren können.

 

Das zweite ganz neue Standbein der Holzwerkstatt ist die eigene Produkt-Linie, die unter dem  Label „NRD-Ideen“ seit gut einem Jahr entwickelt wurde und mit der Präsentation auf der Werkstatt Messe 2009 in die Vermarktung ging. Acht schöne Objekte wurden bislang in Zusammenarbeit mit professionellen Designern geschaffen: Vogelfutter-Station und Kehrset, Buchhalter und Stövchen, Stehpult und Garderobe, Schneidebrett und Messerblock. Jedes Stück wird aus hochwertigem Holz einzeln gefertigt, viel Handarbeit ist dabei, Bohr- und Fräsemaschinen sind mit speziellen Sicherungen ausgestattet, so dass die Beschäftigten auch damit gefahrlos umgehen können. Im vergangenen Jahr war die Abteilung „NRD-Ideen“, die Jörg Scharle leitet, mit Musterstücken erstmals auf der Werkstätten-Messe in Nürnberg, um die Produkte vorzustellen. „Jetzt haben wir genug vorproduziert“, sagt Scharle, so dass wir Mitte März auf der Messe auch alle Bestellungen entgegen nehmen können.“

Just in diesem Moment geht eine Bestellung per Email von einem Internet-Händler, der Produkte aus WfbMs vertreibt, auf seinem PC ein. Natürlich freut sich Jörg Scharle über die Bestellung. Sein eigentliches Interesse aber gilt der Selbstvermarktung der Eigen-Produkte, die dadurch für den Direkt-Kunden günstiger werden und zugleich mehr Erlös für die NRD-Werkstatt abwerfen. Zwischen 15 Euro für das Stövchen und 248 Euro für das edle Stehpult bewegen sich die Preise. „Es sind keine Billig-Produkte“, erklärt Scharle, „sie sind von hoher Qualität, was die verwendeten Materialien und die handwerkliche Herstellung betrifft.“

 

Auch wenn viele Menschen sparen müssen, gibt es einen Markt für das Besondere, ist Scharle überzeugt. So integriere beispielsweise der Kaufhof in einzelnen Städten bereits Designer-Shops für Produkte mit sozialem Hintergrund.

 

Die Wirtschaftskrise beschert auch WfbM’s Auftrags- und Umsatzverluste. Sämtliche 16 Arbeitsbereiche der Mühltal-Werkstätten von der Gärtnerei und dem Bio-Landwirtschaftsbetrieb über Montage- und Verpackungsgruppen bis hin zur Metallwerkstatt sind umkämpft, sagt Werkstatt-Leiter Helmut Stöcker.

 

Eine Strategie, um krisenfester zu sein, ist die Erschließung neuer Arbeitsbereiche. Dass auch Menschen mit handicaps zuverlässig mit dem PC umgehen können, beweisen zehn Beschäftigte, die schriftliche Reparatur-Aufträge von Autowerkstätten und auch Kundendaten der kirchlichen Zusatzversorgungskasse in digitale Daten verwandeln. „Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, einen so qualifizierten Arbeitsbereich aufzubauen“, sagt Helmut Stöcker.

 

In der Zukunft angekommen sind bereits rund 40 Beschäftigte der NRD-Werkstätten. Sie arbeiten nicht mehr in der WfbM, sondern direkt bei den auftraggebenden Firmen. Dieses Modell soll nicht nur ausgebaut werden, sondern – so die Vision von Helmut Stöcker – eines Tages die WfbMs ganz überflüssig machen. „Virtuelle Werkstatt“ heißt das Ziel der NRD: Alle Beschäftigten arbeiten, begleitet von NRD-Mitarbeitern, direkt beim Kunden. Die Werkstatt existiert dann nur noch „virtuell“, denn von ihr bleibt nur noch ein kleines Verwaltungsbüro übrig. „Erst wenn wir soweit sind, dass wir all unsere Beschäftigten draußen anleiten und betreuen, haben wir den gesetzlichen Auftrag erfüllt, Menschen mit Behinderung in den allgemeinen Arbeitsmarkt einzugliedern“, sagt Stöcker.                Marlene Broeckers

 

 

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