10.03.2011
Das Kerngelände der NRD in Mühltal vor großen Veränderungen
Schon 200 Wohnplätze sind in die Region verlegt Bahnhofstraße 29 in Zwingenberg – das ist die neue Adresse für vierzehn Menschen mit Behinderung, die vom Gelände der Nieder-Ramstädter Diakonie (NRD) an die Bergstraße umgezogen sind. Noch umgibt ein Bauzaun Teile des Neubaus, denn die Außenanlage ist noch nicht fertig. Aber drinnen sind die Zimmer schon sehr gemütlich eingerichtet. Anders als in der Großeinrichtung Nieder-Ramstadt, wo es noch viele Doppelzimmer gibt, hat hier jeder seine eigenen, höchst individuellen vier Wände. Die Hausgemeinschaft wohnt auf zwei Stockwerke verteilt, das Dachgeschoss des dreistöckigen Hauses birgt neben einem großen Gemeinschaftsraum auch Büros und Funktionsräume. Zum Beispiel für drei Waschmaschinen und zwei Trockner, denn anders als in Nieder-Ramstadt, wo alles in die Großwäscherei wanderte, kümmert sich die Wohngemeinschaft hier selbst um die Wäsche. Der Müll wird entsorgt wie in jedem privaten Haushalt, auch für’s Straßekehren gibt es keinen zentralen NRD-Dienst mehr. Das ist eines der wesentlichen Ziele, die die NRD mit der Regionalisierung ihres gesamten Angebotes verfolgt: Die Normalisierung der Lebensverhältnisse von Menschen mit Behinderung soll durch kleinteilige, regionale Wohnangebote zu mehr Integration beitragen. „Denn ein Leben in Sonderwelten verhindert Integration“, sagt NRD-Vorstand Hans-Christoph Maurer. Sein Kollege Walter Diehl legt Zahlen zum Fortschritt der Regionalisierung vor, die 2005 beschlossen wurde und darauf abzielt, 400 stationäre Wohnplätze aus Nieder-Ramstadt in die gesamte Region Südhessen zu verlegen. „Rund 200 Plätze sind seitdem schon vom Kerngelände in die Region gewandert“, so Diehl. Die Zielplanung bis 2015 sieht vor, dass auf dem Kerngelände dann noch maximal 80 Menschen mit Behinderung leben, „und zwar in ganz normalen Wohnhäusern“, wie Diehl betont. Acht Wohnprojekte für 120 Menschen sind derzeit konkret in Planung, wie Architekt Thomas Martus von der NRD-Bauabteilung erläutert. Die Standorte sind Mühltal, Gross-Gerau, Darmstadt und Pfungstadt sowie Ober-Ramstadt, Reinheim und Überau im Odenwald. Bezugsfertig werden die Häuser zwischen Ende 2011 und Anfang 2013, sechs bis acht Personen werden jeweils in einem Haus zusammen leben. Um die Betreuung, Assistenz und Pflege auch ökonomisch tragbar zu machen, plant die NRD vielfach zwei benachbarte Häuser an einem Standort. So werden Ende des Jahres 16 Personen in zwei Häuser im Neubaugebiet Ober-Ramstadt umziehen. In Darmstadt hat die NRD einen Altbau erworben, der nach dem Umbau barrierefreies Wohnen über drei Stockwerke ermöglichen wird. Auf einem Freigelände unmittelbar hinter dem Gründerzeit-Haus soll ein Neubau für sechs Bewohner entstehen. Parallel zur Entwicklung der neuen Standorte laufen die Planungen zur Umwandlung des „Anstaltsgeländes“, das sich zu einem Wohnquartier mit kommunalen und sozialen Angeboten im Herzen vom Mühltal entwickeln soll. Die zentralen Verwaltungsabteilungen der NRD werden ins historische Bodelschwingh-Haus umziehen, in dem derzeit noch rund 50 Menschen mit Behinderung leben, während sich schon jetzt im Erdgeschoss 30 Mühltaler Sprösslinge in der „Kita Farbenfroh“ tummeln. „Wir fühlen uns verantwortlich für die zukünftige Entwicklung dieses Quartiers und streben ein Gesamtkonzept mit den unterschiedlichsten, generationsübergreifenden Wohn-, Arbeits-, Dienstleistungs- und Freizeitangeboten an“, so der NRD-Vorstand. Walter Diehl betont die enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde Mühltal, deren lange schon erwünschtes stationäres Altenpflege-Angebot ab 2013 auf dem Gelände realisiert wird. Einer Anregung der Gemeinde folgte die NRD im vergangenen Jahr mit der Einrichtung eines Bouleplatzes nahe der Lazaruskirche am Rand des NRD-Geländes.Eine Mühltaler Seniorengruppe gehört zu den regelmäßigen Nutzern. Auch hinsichtlich der Verkehrserschließung ziehen NRD und Kommune an einem Strang: Die Anbindung des Geländes an das örtliche Straßennetz wurde vom Gemeindeparlament einstimmig beschlossen. Die Finanzierung des geplanten Kreisels und einer neuen Erschließungsachse für den motorisierten Verkehr wird die NRD übernehmen. Marlene Broeckers
Menschen mit Behinderung brauchen Ihre Hilfe!
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