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Barrierefreie Blicke auf Menschen mit Behinderung

26.01.2012

Eine Foto-Ausstellung in Darmstadt zeigt das Normale am Behindertsein

„Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlichs¬ter Behinderung können wunderbar zusammen arbeiten und viel Freude dabei haben. Diese Erfahrung habe ich in der Gärtnerei der Nieder-Ramstädter Diakonie gemacht. Und das möchte ich den Betrachtern meiner Bilder zugänglich machen. In dieser prägenden Zeit habe ich interessante Menschen kennen gelernt, die ich mit Abschluss dieses Projektes gewiss nicht zum letzten Mal gesehen habe.“

 

Dieses Resümee zieht die Studentin Silke Widderich aus der Begegnung mit Menschen in der Nieder-Ramstädter Diakonie (NRD) in Mühltal, die sie einige Wochen lang bei der Arbeit in der Gärtnerei begleitet hat. Silke Widderich studiert Kommunikationsdesign an der Hochschule Darmstadt und hat sich mit weiteren elf Studierenden des Fachbereichs Gestaltung unter Leitung von Prof. Michael Kerstgens auf ein spannendes Projekt eingelassen, dessen Ergebnisse jetzt in einer Foto-Ausstellung präsentiert werden. Die Studenten haben Menschen mit Behinderung an verschiedenen Standorten der NRD im Wohnalltag, in der Freizeit und bei der Arbeit begleitet und fotografiert. Die Resultate werden vom 8. bis 24. Februar in den Räumen der Darmstädter Sparkasse am Luisenplatz während der Öffnungszeiten zu sehen sein.

 

Aus der Sicht der NRD war die Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung schon ein ganz wesentlicher Teil des Kooperationsprojektes, das von der NRD-Mitarbeiterin Sabine Behrens initiiert wurde. Sie ist selbst Kommunikationsdesignerin und weiß um die Macht der Bildersprache: „Der Trend unserer Zeit, geprägt von einem genormten Schönheitsideal willig übernommenen Anforderungen an Leistungsfähigkeit, wird von den Massenmedien verstärkt. Behinderte Menschen sind viel zu selten zu sehen, das muss sich ändern“, sagt sie. Und Michael Kerstgens meint: „Fotos sind wichtige Kommunikationsmittel, ein verantwortungsvoller Umgang mit ihnen ist heute wichtiger denn je.“

 

Der enge Kontakt, der über viele Tage und Wochen entstand, hat die Sichtweise der Studenten auf Menschen mit Behinderung geöffnet und nachhaltige Erfahrungen vermittelt: „Es war für mich sehr beeindruckend, festzustellen, dass ich auch mit Menschen kommunizieren kann, die gar nicht sprechen“, sagt Michael Gräfen.

 

Was erwartet nun die Kunden der Sparkasse und Besucher der Ausstellung? Rund 70 großformatige Bilder und ganz unterschiedliche Darstellungsmethoden werden zu sehen sein. Vielfach ist gar nicht zu erkennen, ob dieser Mensch nun behindert ist oder nicht: Eine Frau beim Einkaufen, zwei Männer beim Fernsehen, Menschen bei der Arbeit in einer Verpackungsgruppe oder in der Gärtnerei der NRD-Werkstatt. Es gibt aber auch Fotos, die den Spaß an einer bewussten Selbstinszenierung zeigen: Menschen, die sich im Secondhand-Shop umzogen und schminken ließen nach dem Motto: So gefalle ich mir – als Gangster oder Truckerfahrer, im Abendkleid oder als Braut.
Was ist das Besondere an dieser Ausstellung? Es liegt bei den meisten Aufnahmen im überraschenden Effekt der Erkenntnis, dass behinderte Menschen ganz normale Sachen tun, dass sie dieselben Gefühle und Bedürfnisse haben wie alle anderen auch.
Die Fotoausstellung „Barrierefreie Blicke“ ist in der Darmstädter Sparkasse am Luisenplatz, Rheinstraße 10 -12 vom 8. bis zum 24. Februar während der Öffnungszeiten zu sehen.

Marlene Broeckers

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  • Inklusion...

    ... heißt für mich, dass alle teilhaben. Es muss nicht immer alles perfekt sein, damit behinderte Menschen teilhaben können. Statt einer Super-Rampe tut es auch ein Stück Sperrholz. Und wenn das auch fehlt, kann man mich auch gerne mal über die Schulter werfen und irgendwo hinein tragen.

    Inklusion...
    Tobias Koch
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