18.12.2013
Das Wurzelwerk - Gesellschaft für Arbeit und Umwelt mbH muss Ende 2014 seine Arbeit einstellen trotz erfolgreicher jahrzehntelanger Arbeit. Die Gründe sind drastische Mittelkürzungen aufgrund der Arbeitsmarktreform und mangelnde Zuweisung von arbeitslosen Menschen durch die zuständigen Behörden.
Die gemeinnützige Wurzelwerk GmbH – Gesellschaft für Arbeit und Umwelt mbH mit Sitz in Groß-Umstadt bietet seit 27 Jahren Arbeits- und Qualifizierungsangebote für junge Arbeitslose und langzeitarbeitslose Menschen im Kreis Darmstadt-Dieburg an und hat dies auch zehn Jahre lang im Kreis Offenbach getan. Der Erfolg zeigt, wie wichtig die Arbeit des Wurzelwerks ist: So konnten zum Beispiel im Jahre 2011 rund 40 Prozent der Teilnehmenden vermittelt werden – z. B. in Ausbildung, Arbeit oder in eine Maßnahme der Arbeitsförderung. Dennoch muss der Betrieb Ende 2014 seine Arbeit einstellen.
Schließung durch drastische Mittelkürzung und mangelnde Zuweisung
Durch die Kürzung der Mittel für Langzeitarbeitslose wurde die öffentlich geförderte Beschäftigung seit 2010 bundesweit um die Hälfte verringert. Die Landkreise Offenbach und Darmstadt-Dieburg haben diese Kürzungen in Form von geringeren Kostenpauschalen für Maßnahmen und erheblich reduzierter Platzbelegungen weitergegeben.
Die Folgen: Im Jahr 2009 nahmen rund 200 Menschen an Arbeitsangeboten und fast 800 Personen an Qualifizierungsmodulen des Wurzelwerks teil. 2013 nahmen dagegen nur noch 56 Menschen an Arbeitsangeboten und 23 Menschen an Qualifizierungsmodulen teil. „Unter diesen drastisch verschlechterten Bedingungen kann das Wurzelwerk nicht kostendeckend arbeiten“, sagen Dagmar Allendorff-Färber und Reinhard Eilmes, Geschäftsführer des Wurzelwerks. „Deshalb mussten wir z. B. schon 2012 die Betriebsstätte Ober-Roden aus Kostengründen schließen.“
„Wir sind für viele langzeitarbeitslose Menschen das Sprungbrett in Ausbildung und Arbeit. Gerade die Arbeit im Naturschutz und der Grünpflege ermöglicht es den Menschen, sich einzubringen, beruflich zu qualifizieren, im Team zu arbeiten und einen Zugang in den Arbeitsmarkt zu finden“, sagt Allendorff-Färber. Trotz der absehbaren Schließung würden die Mitarbeitenden des Wurzelwerks mit hoher Motivation weiterarbeiten und hoffen, im kommenden Jahr noch möglichst viele Menschen unterstützen zu können, so Allendorff-Färber.
Von der Schließung des Wurzelwerks sind rund ein Dutzend Mitarbeitende betroffen – darunter Sozialarbeiter und Handwerksmeister. Das Wurzelwerk wird mit Hilfe der Muttergesellschaft, der Stiftung Nieder-Ramstädter Diakonie (NRD), seine Arbeit noch ein Jahr lang fortführen. „Die NRD unterstützt die Mitarbeitenden des Wurzelwerks, eine Arbeitsstelle innerhalb oder außerhalb der NRD zu finden“, sagt Walter Diehl, Vorstand der NRD. „Wir bedauern, dass alle bisherigen Einsparmaßnahmen – wie die Schließung des Standortes in Ober-Roden im Jahr 2012 – nicht ausgereicht haben, um das Wurzelwerk langfristig weiterbetreiben zu können.“
Das Wurzelwerk wurde 1986 gegründet und ist seit Oktober 2011 Tochtergesellschaft der NRD. Die Geschichte des Wurzelwerkes spiegelt die Entwicklung der Arbeitsförderung in Deutschland wieder: Während in den achtziger Jahren tariflich bezahlte Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im Vordergrund standen, gab es nach den „Hartz-Reformen“ qualifizierende Beschäftigung nur noch als sogenannte Ein-Euro-Jobs.
„Uns waren immer die Menschen wichtig. Im Jahr 2005 haben wir abgewogen, was den arbeitslosen Menschen mehr hilft: Gar keine Maßnahmen oder „Ein-Euro-Jobs“ mit zusätzlichen Qualifizierungs- und Beratungsangeboten“, sagt Allendorff-Färber.
„Wir haben einen Katalog an ethischen Standards erarbeitet, denen die von uns angebotenen „Ein-Euro-Jobs“ standhalten mussten. So ist es entscheidend, dass ein Vorteil für die Menschen erkennbar ist. Die Maßnahmen müssen einen Qualifizierungsanteil beinhalten und von den Menschen als „Sprungbrett“ in die Arbeitswelt genutzt werden“, ergänzt die Geschäftsführerin.
Da die Gelder gestrichen wurden, sei es dem Wurzelwerk langfristig nicht mehr möglich, diesen Ansprüchen gerecht zu werden, ohne Verluste einzufahren, so Allendorff-Färber.
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