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„Ich hab’s mir leichter vorgestellt“

31.10.2016

„Ich hab’s mir leichter vorgestellt“

Im Rahmen der Kunstausstellung in Groß-Umstadt lasen zwei Bewohner der NRD ihre Heim-Biografien vor. Sie wurden in dem 2014 von der NRD herausgegebenen Buch „Aussortiert. Ein Leben außerhalb der Gesellschaft“ veröffentlicht.

Einige hundert Menschen haben die Ausstellung mit Bildern von KünstlerInnen aus der Stiftung Nieder-Ramstädter Diakonie besucht, die drei Wochen im Oktober in der Säulenhalle Groß-Umstadt zu sehen war. Kurz vor Ausstellungsende lud die Stadt Groß-Umstadt am Freitag (28. Oktober) zu einer besonderen Lesung in die Halle am Markt ein. Zwei Bewohner der NRD lasen ihre Heim-Biografien vor, die 2014 in dem von der NRD herausgegebenen Buch „Aussortiert. Ein Leben außerhalb der Gesellschaft“ abgedruckt sind. Über 30 Menschen mit Behinderung haben als AutorInnen an dem Buch mitgewirkt, der ergreifendes und erschütterndes Zeugnis ablegt vom Leben in der „totalen Institution“, die die Realität in den damaligen „Nieder-Ramstädter Heimen“ auch Jahrzehnte nach dem Ende des 2. Weltkrieges noch prägte.

„Die Mitarbeit am Buch hat den Menschen mehr Selbstbewusstsein gegeben“, sagte NRD-Regionalleiter Dirk Tritzschak bei der Begrüßung in der Säulenhalle. Er danke dem Umstädter Bürgermeister Joachim Ruppert und Angelika Borchert vom Stadtmarketing dafür, dass sie mit der Säulenhalle ein so ideales Forum bereitgestellt haben, um Kunstwerke von Menschen mit Behinderung zu präsentieren. Etwa die Hälfte der über hundert Bilder wurden im Laufe der Ausstellung mit einem roten Punkt gekennzeichnet: Verkauft!

Sichtlich bewegt las Gerhard Engert, 64, der heute im NRD-Wohnverbund Erbach lebt, mit Unterstützung zweier Assistentinnen aus seinem Leben. Ihm kamen die Tränen, als es darum ging, wie er mit 13 Jahren in den Heimen aufgenommen wurde, weil er zu seinen Eltern „immer böse gewesen und seine Schwester gehauen“  habe. Seine Epilepsie hatte schon in der Grundschule zur Ausgrenzung geführt: „Das geht nicht“, sagte die Lehrerin, „ein krankes Kind, das muss ins Heim.“

Wegen seiner Epilepsie brauchte er viele Medikamente. 15 Mal ist Gerhard Engert in den Heimen umgezogen, bevor auf dem „Sonnenhof“ mitten in der Natur ein Zuhause fand, in dem er sich wohlfühlte. Heute lebt er in Erbach, hat seit einem Jahr eine Freundin und geht gern in die Stadt.

Anschließend setzte sich Horst Enzmann, 49, ans Mikrophon, um aus seinem Leben vorzulesen. Er kam schon als Säugling ins Heim. Wegen seines Aussehens wurde er oft gehänselt, was ihn sehr verletzte. In schlechter Erinnerung hat er die Gruppenstrafen, die verhängt wurden, auch wenn nur Einzelne etwas falsch gemacht hatten. Seit über 20 Jahren lebt Enzmann  nun im betreuten Wohnen. Noch immer wird er oft angestarrt, aber das ist ihm inzwischen egal.

Seinen eigenen Text vor Publikum vorzutragen – das hatte Horst Enzmann offenbar unterschätzt. Doch er ließ sich Zeit, trank zwischendurch einen Schluck Wasser, bat um besseres Licht und endete aufatmend mit den Worten: „Ich hab‘s mir leichter vorgestellt.“ Auch für diese ehrlich-souveräne Auskunft bekam er herzlichen Applaus.

Foto: Ein Umstädter Traubensaft als Dankeschön für die Leser (v. l.: Horst Enzmann, Angelika Borchert und Gerhard Engert).

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  • Inklusion...

    ... finde ich sehr gut. Wenn Kinder von Anfang an zusammen sind und nicht auseinandersortiert werden, gewöhnen sich alle aneinander und können lernen, sich gegenseitig zu helfen. 

    Inklusion...
    Horst Enzmann
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