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Mit den Augen schreiben

26.10.2018

Mit den Augen schreiben

Ein neuer Arbeitsplatz ist in der Mühltal-Werkstatt dank eines Augensteuerungsgeräts entstanden. Beim Herbstbasar sammelt die NRD Spenden für ein zweites Gerät, das einem jungen Mann mit spastischer Lähmung ebenfalls zu solch einem Arbeitsplatz in der Werkstatt verhelfen soll.

Der 15. Oktober war ein großer Tag für Lukas Schiller. Zum ersten Mal versuchte er, einen Computer mit seinen Augen zu steuern. Etliche Menschen sahen ihm dabei zu. Nicht nur sein Vater und Tobias Neumann, Leiter der Digitalisierungsgruppe in der Mühltalwerkstatt, wo Lukas arbeitet; sondern auch Kathrin Jennerich, Fachfrau für Unterstützte Kommunikation in der NRD, und weitere Mitarbeiter aus den Mühltal-Werkstätten gehörten zu den Interessierten, die einen Halbkreis um Lukas, seinen PC und den Sprachtherapeuten Steven Landow gebildet hatten. Eine gute halbe Stunde später strahlten alle. Und Lukas Schiller am meisten. Ihm rannen vor Glück und Aufregung dicke Schweißperlen von der Stirn. Denn es war ganz schnell klar: Das ist es. Mit diesem Gerät kann er wunderbar arbeiten.

Lukas Schiller, 24, ist Tetraspastiker. Durch einen Sauerstoffmangel während der Geburt kann er Arme und Beine nicht kontrolliert bewegen, auch das Sprechen fällt ihm schwer. Sein Geist ist wach und aufmerksam. Die Schule für Körperbehinderte in Langen verließ er als Jahrgangsbester. Die Berufsschule brach er ab, weil es dort mit der Assistenz nicht funktionierte, und wechselte 2015 in den Berufsbildungsbereich der Mühltal-Werkstätten. Sein Hilfsmittel, das ihm vor vielen Jahren ein technikbegabter Helfer gebastelt hatte, brachte er im Sommer 2017 auch in die Digitalisierungs-Gruppe mit: Einen kleinen Holzschemel mit einem Joystick, der mit dem Computer verbunden wird. Den Stick kann Lukas Schiller mit dem Kinn bedienen und so sehr effizient am PC arbeiten. Wenn auch in einer Körperhaltung, die auf die Dauer nicht optimal ist. Denn er muss den Kopf weit nach vorne recken, um mit dem Kinn die große Steuerungstaste zu erreichen.

Ein Blinzeln genügt
Diese provisorische Arbeitsweise ist inzwischen Geschichte, die digitale Augensteuerung macht’s möglich. Zuschauer müssen schon genau hinsehen, um das neue digitale Hilfsmittel zu erkennen: Es ist eine schmale Leiste, die am unteren Bildrand des Computers oder Tablets befestigt und durch USB-Stick mit dem Gerät verbunden wird. Die Augensteuerung kann dem Bedarf des Nutzers entsprechend eingestellt werden. Fixiert der Nutzer mit den Augen ein Symbol oder einen Buchstaben auf der Tastatur des Bildschirms, führt der PC den Befehl entsprechend aus.

„Hallo, ich bin Lukas“, schreibt der junge Mann in wenigen Sekunden mithilfe seiner Augen. Ein Blinzeln reicht, und der gewünschte Buchstabe erscheint. Es wird nicht lange dauern, bis Lukas Schiller seine Arbeit in hohem Tempo erledigen kann. Dass er schnell ist, hat er bereits mit Kopf und Kinn bewiesen. „Am Anfang hat er 70 Dokumente am Tag geschafft, jetzt macht er über 1.000“, sagt sein Vater Peter Schiller.
Was tut Lukas Schiller in der Digitalisierungs-Gruppe? Er bereinigt die Dokumente, die seine Kolleg*innen eingescannt haben, von überflüssigen, weißen Stellen. So verringert sich die Datenmenge der Unterlagen, die Firmen in der Mühltal-Werkstatt digitalisieren lassen, ganz beträchtlich. Denn viele Blätter sind nur halb bedruckt oder enthalten nur wenige Zeilen. Alles, was wegkann, markiert Lukas Schiller, drückt die Löschtaste und weiter zum nächsten Scan.

Der 15. Oktober 2018 hat Lukas Schiller eine Sternstunde beschert. Und nicht nur er, auch alle anderen sind glücklich. Die digitale Technik zeigt hier eine sehr segensreiche Seite. Menschen mit schwerer körperlicher Beeinträchtigung können dank dieser Möglichkeit eine sinnerfüllende, wichtige Arbeit leisten.

Der neue Arbeitsplatz inklusive PC und der nötigen Software kostet 3.100 Euro. Das Geld dafür wurde durch eine Anlass-Spende aufgebracht. Eine Familie aus Bad Soden hat sich entschieden, statt Geschenken zum Geburtstag ihre Gäste um Spenden für die NRD zu bitten. Die NRD sagt herzlichen Dank dafür, denn längst nicht alles, was nötig und hilfreich ist, kann die NRD aus eigenen Mitteln finanzieren.

Beim Herbstbasar 2018 am Sonntag, 4. November, wirbt die NRD um Spenden für ein zweites Augensteuerungs-Gerät, das einem weiteren jungen Mann mit spastischer Lähmung einen Arbeitsplatz in der Mühltal-Werkstatt verschaffen soll. Machen Sie mit! Von Inklusion profitieren alle!

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