08.04.2020
Die NRD-Rheinhessen-Werkstatt hat, wie so viele andere Orte, wegen der Corona-Pandemie zurzeit geschlossen. Seit Mitte März sind die Beschäftigten daher zuhause und einige Mitarbeitende, die die Beschäftigten sonst im Arbeitsalltag unterstützen, übernehmen jetzt einen Teil der Aufträge. Doch nicht alle Beschäftigten müssen auf ihren Arbeitsplatz verzichten – 13 von ihnen haben sogenannte Außenarbeitsplätze in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes. Da manche davon zu den als „systemrelevant“ bezeichneten Bereichen gehören, können sie ihren Tätigkeiten weiter nachgehen.
Eine von ihnen ist Sonja Schäge. Sie hat einen
Außenarbeitsplatz im Wörrstädter Seniorenzentrum der AWO. Das bedeutet, hier
kann sie das Arbeiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt erproben, ist aber
zunächst weiterhin Beschäftigte der Rheinhessen-Werkstatt. Dorthin kann sie
auch jederzeit zurückwechseln. Bei Fragen oder Schwierigkeiten kann sie zudem
auf Annette Schultheiß zählen, die Fachberaterin für berufliche Integration in
der Rheinhessen-Werkstatt ist und die Beschäftigten in ihrem Berufsalltag
außerhalb der Werkstatt unterstützt.
Mit Aufkommen der Corona-Pandemie hat sich der
erprobte Arbeitsalltag von Sonja Schäge zwar verändert, aber die 36-Jährige hat
für sich gleich erkannt: „Es ist toll, dass ich einen Job habe, in dem ich
weiter arbeiten darf. Ich finde es schön, gebraucht zu werden.“ Während sie
zuvor mit dem Fahrdienst der Werkstatt zur Arbeit und wieder zurückfuhr, musste
sie sich von jetzt auf gleich umstellen. „Da der Fahrdienst im Zuge der
Werkstattschließung weggefallen ist, mussten wir schnell an einer Lösung
arbeiten“, erklärt Annette Schultheiß. Ein Fahrtraining sei ohnehin in den
nächsten Wochen in Planung gewesen, bei dem sie und Sonja Schäge das Fahren mit
öffentlichen Verkehrsmitteln angehen wollten. „Jetzt musste eben alles ein
bisschen schneller gehen“, so Schultheiß. Gesagt getan. Zunächst noch etwas
unsicher, fühlt sich die AWO-Mitarbeiterin jetzt gut dabei, nach dem richtigen
Bus zu schauen, die Fahrkarte zu lösen und ganz selbständig zur Arbeit zu
gelangen.
Im Seniorenzentrum ist die 36-Jährige hauptsächlich
in der Küche im Einsatz. „Normalerweise gehört es zu meinen Aufgaben, morgens
ein Frühstücksbuffet für die Bewohner aufzubauen und regelmäßig aufzufüllen.
Wegen des Corona-Virus geht das so aber nicht mehr“, erklärt sie. Jetzt geben
die Senior*innen Karten ab, auf denen sie ankreuzen, was sie essen möchten und gemeinsam
mit einer Kollegin bestückt Sonja Schäge dementsprechend Tabletts, die dann
ausgegeben werden. Was ist noch anders? „Es ist im Moment viel ruhiger hier,
weil ja keine Besucher kommen dürfen.“ Außerdem werde noch verstärkter auf die
ohnehin schon geltenden Hygienemaßnahmen und natürlich die neuen
„Corona-Regeln“ geachtet.
Ansonsten läuft der Betrieb trotz der Einschränkungen relativ normal weiter. Das bestätigt auch Heike Werner, die hauswirtschaftliche Betriebsleiterin: „Wir haben zum Glück noch keine Personalengpässe wegen der Corona-Situation“, sagt sie. „Die Mitarbeiter wurden geschult und haben Verständnis für die notwendigen Maßnahmen. Es gibt einen großen Zusammenhalt. Wir müssen Ruhe bewahren, denn nur gemeinsam bewältigen wir die täglichen Herausforderungen. Ich freue mich, dass auch Frau Schäge weiterhin da ist. Sie ist eine total große Unterstützung, die ich nicht missen will.“
Außenarbeitsplatz in der Universitätsmedizin Mainz
Zu denjenigen, die derzeit weiterhin ihrer Arbeit nachgehen können, gehört auch der 29-jährige Nils Lang. Er ist ebenfalls Beschäftigter der Rheinhessen-Werkstatt und hat einen Außenarbeitsplatz. Schon seit einiger Zeit ist der junge Mann in der Mainzer Universitätsmedizin tätig.
Er erledigt dort die unterschiedlichsten Botengänge, bringt medizinische Kleingeräte von Haus zu Haus oder sorgt dafür, dass kaputte Dinge zur Reparatur kommen. „Ich finde es super weiterhin arbeiten zu können, weil es mir echt viel Spaß macht“, erzählt Nils Lang beim Telefonat mit Fachberaterin Annette Schultheiß.
In der Regel telefonieren sie einmal in der Woche
und besprechen, ob es beispielweise Schwierigkeiten oder Fragen gibt. „Das
klappt sehr gut. Wir haben auch schon telefonisch eine Unterweisung wegen der
aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen gemacht“, beschreibt die Fachberaterin.
Abstand halten, keine Hände schütteln und diese noch häufiger gründlich
waschen, das sind nur einiger der Maßnahmen, die Nils Lang schon längst
verinnerlicht hat. „Seit einiger Zeit trage ich beim Arbeiten jetzt außerdem
auch einen Mundschutz. Das war am Anfang echt komisch, aber jetzt habe ich mich
schon daran gewöhnt“, erzählt er. Trotzdem wünscht auch er sich seinen
gewohnten Alltag zurück und hofft, dass die Pandemie bald überwunden ist.
Foto:
Ein Schnappschuss von Sonja Schäge aus dem letzten Jahr während ihrer
Arbeit in der Küche des Wörrstädter Seniorenzentrums.
Menschen mit Behinderung brauchen Ihre Hilfe!
© Stiftung Nieder-Ramstädter Diakonie
Bodelschwinghweg 5 - 64367 Mühltal - Tel.: (06151) 149-0 - Fax: (06151) 144117 - E-Mail: info@nrd.de