Die Extra-Portion Zuwendung

09.12.2024

Die Extra-Portion Zuwendung

„ExtraZeit – Du mit uns“ heißt ein Projekt der Nieder-Ramstädter Diakonie (NRD), das von der Aktion Mensch finanziert wird. Es wendet sich an Menschen mit Behinderung, die gemeinsam mit dem ExtraZeit-Team besondere und wichtige Dinge erleben können, die sonst nicht möglich wären. „Extras“ eben – und gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit sind die sehr gefragt.

Alle kennen die besonderen Anlässe im Leben – Zeiten für Schönes und Wichtiges abseits der täglichen Routine. Einen Besuch des Weihnachtsmarktes, Geschenke shoppen gehen, Freunde treffen. Besonders können aber auch Veränderungen sein wie etwa das erste eigene Zuhause eines jungen Menschen, das gut vorbereitet sein will. Oder der berufliche Weg nach der Schule – wie geht es weiter? Alles kein Problem, solange man ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben führen kann. Was aber, wenn man bei Planung und Durchführung auf Unterstützung angewiesen ist?

Ende 2023 lebten laut Statistischem Bundesamt rund 7,9 Millionen Menschen mit schwerer Behinderung in Deutschland. Viele von ihnen haben Betreuer*innen, die sie im Alltag begleiten und unterstützen. Doch deren Zeit ist oft knapp bemessen. Pflegekräfte und Unterstützer*innen arbeiten nach einem Betreuungsschlüssel, der detailliert vorgibt, wie viel Zeit sie für einen Menschen mit Unterstützungsbedarf pro Tag haben. Die reicht zwar aus, um eine gute Grundversorgung zu sichern, gerät aber ins Stocken, wenn es um besondere Wünsche geht, die über diese Grundbedürfnisse hinausgehen.

Der Mensch im Mittelpunkt

Das 2017 in Kraft getreten Bundesteilhabegesetz (BTHG) fordert aber genau das: den Grundrechten, Sorgen und Wünschen von Menschen mit Behinderung mehr Platz im Alltag einzuräumen, als das bislang der Fall war. Egal, in welchen Bereichen, ob im Arbeitsleben, in der Bildung oder im sozialen Umfeld. „Selbstverständlich haben Menschen mit Unterstützungsbedarf genau dieselben Bedürfnisse wie alle anderen“, sagt Annette Schultheiß von der NRD, die das Projekt ExtraZeit : „Wir haben diese Bedarfe lange Zeit sehr genau beobachtet. Oft fehlt es den Pflegekräften schlichtweg an Zeit, um die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen.“ Zudem würde es Eltern von unterstützungsbedürftigen Kindern irgendwann aufgrund des Alters einfach an Kraft und Energie Kraft fehlen, um sich bestmöglich um ihre Lieben zu kümmern. „Das Angebot richtet sich aber selbstverständlich auch an ältere Menschen mit Behinderung, die sich verändern möchten und dabei Unterstützung durch Fach- oder auch Assistenzkräfte benötigen“, ergänzt Schultheiß. So begleitet das Team in die Rente, in einem Urlaub oder einfach nur zum Sportverein oder Chor nebenan.

Die Gründung, der Name des Projektes ExtraZeit und der Antrag auf Finanzierung bei Aktion Mensch waren im November 2021 logische Konsequenzen. „Unser Ziel ist es nach wie vor, den Menschen eine Zeit zu geben, die über die ,normale Betreuung' hinaus geht“, erklärt die Projektleiterin. Aus dem ursprünglichen Plan, mit ExtraZeit nur Menschen aus der NRD anzusprechen, wurde ein Projekt, das sich heute vor allem an Menschen richtet, die keine Klient*innen der NRD sind. „Wir sind aber auch für die Menschen aus unserem Ambulant Betreuten Wohnen da“, betont Schultheiß. Hier werden die Menschen „nur“ stundenweise besucht und unterstützt, wo es Bedarf gibt.

Annette Schultheiß (re.) - hier mit einer Klientin bei einem Besuch des Centerparks im Rahmen der ExtraZeit.
Annette Schultheiß (re.) - hier mit einer Klientin bei einem Besuch des Centerparks im Rahmen der ExtraZeit.

Aktuell betreut das zehnköpfige ExtraZeit-Team 20 Klient*innen, vier Klient*innen konnten mithilfe der Übergangsbegleitung ein neues Zuhause mit passendem Unterstützungsrahmen finden. Die Arbeit der NRD-Fachkräfte ist dabei vielschichtig – vom gemeinsamen Kochen, Wäsche sortieren und waschen, über Putzen hin zu Freizeit- und Sportangeboten. „Schon oft haben wir beispielsweise Menschen zu Flirt-Partys begleitet“, erzählt die Projektleiterin. Wichtig sei aber immer eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Angehörigen. „Wir sind keine Lehrer*innen, kein Elternersatz oder Erziehungsberechtigte“, stellt Schultheiß klar – die Teammitglieder verstehen sich als Unterstützer*innen. Ihre zentrale Frage ist: Was möchten die Menschen eigentlich? Gleichzeitig achten alle darauf, die Klient*innen weitestgehend alleine „machen zu lassen“, soweit das eben geht. „Leider wird ihnen oft zu wenig zugetraut“, sagt die Projektleiterin, „viele können mehr als man denkt“. Eine große Aufgabe sieht sie in der Vermittlung von Eigenständigkeit, Selbstbestimmtheit und Selbstsicherheit. Das ExtraZeit-Team nimmt die Menschen so, wie sie sind. „Wir alle sollten das. Inklusion bedeutet, alle Menschen gleich zu behandeln“, appelliert Annette Schultheiß.

„ExtraZeit – Du mit Uns“ erweitert das Angebot der NRD im Mainzer Raum. Das Projekt orientiert sich an den Bedarfen der Nutzer*innen, es geht um klientenzentrierte Leistungen, die es in dieser Form bislang in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung kaum gab. Nach drei Jahren Laufzeit blickt Projektleiterin Schultheiß zufrieden auf das bislang Erreichte. „Wir besetzen eine Nische, weil oft nicht erkannt wird, wie viel Zeit für Begleitung von Übergängen und Extra-Wünsche gebraucht wird“, sagt sie. Das Projekt hat sich etabliert, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Der Plan ist, Team und Klient*innen im kommenden Jahr aufzustocken. Denn die Nachfragen geben den Macher*innen recht.

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