27.05.2024
Im Mai besuchte die hessische Sozialministerin Heike Hofmann den Mühltaler Gartenmarkt, in dem 13 Menschen mit Behinderung arbeiten. Vor Ort konnte die Ministerin Einblicke in den Inklusionsbetrieb erhalten und sich zu dem Thema Inklusion in der Arbeitswelt austauschen.
Für die meisten Kundinnen und Kunden des Mühltaler Gartenmarkts geht es im Mai um Blühpflanzen, Gemüseanbau oder Rasenpflege – für Hessens Sozialministerin Heike Hofmann ging es um Inklusion. Sie besuchte die Einrichtung der Nieder-Ramstädter-Diakonie (NRD), um vor Ort ein besonderes Team kennenzulernen: Der Mühltaler Gartenmarkt beschäftigt 24 Menschen, darunter 13 mit Behinderung. Sie sind in allen Bereichen angestellt - im Verkauf, in den gärtnerischen Fachbereichen, an der Kaffeebar und in der Verwaltung. Die Ministerin betonte: „Ich bin gekommen, um Ihre Meinung zu hören, Sie sind die Expertinnen und Experten“. Und Marktleiter Ingmar Wahn erläuterte beim Rundgang durch den Inklusionsbetrieb: „In unserem Team arbeiten alle gleichberechtigt zusammen. Die inklusiven Arbeitsplätze ermöglichen den Kolleginnen und Kollegen mit Beeinträchtigungen den Schritt in ein selbstbestimmtes Leben. Dabei bieten das vertraute Team und die überschaubaren Arbeitsbereiche einen geschützten Rahmen“.
Der hohe Anteil an inklusiven Arbeitsplätzen im Mühltaler NRD-Gartenmarkt macht ihn als Arbeitgeber attraktiv: Über einen Mangel an Anfragen kann sich Ingmar Wahn nicht beklagen. Inklusion erfordert aber auch eine intensive und individuelle Begleitung. Und als Wirtschaftsbetrieb ist der Gartenmarkt auf regelmäßige Investitionen angewiesen. Saisonale Schwankungen, steigende Energiekosten und Preise stellen große Herausforderungen dar. „Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden erstklassige Produkte, richten aber gleichzeitig unseren Fokus auf die Inklusion. Das ist eine doppelte Herausforderung. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen wird es immer schwieriger, auskömmlich zu wirtschaften“, fasste NRD-Vorstand Christian Fuhrmann im Gespräch mit der Ministerin zusammen. Fördermöglichkeiten seien daher unerlässlich, um Betriebe wie den Gartenmarkt zu unterstützen und Menschen mit Behinderung in Arbeit zu bringen.
Heike Hofmann, die selbst aus Südhessen stammt, kennt die NRD und ihre Angebote, auch die Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Deren Zukunft wird seit einiger Zeit bundesweit kontrovers debattiert. Die Sozialministerin sagte: „Die Diskussion über den Sinn und Zweck der Werkstätten wird nicht immer glücklich geführt. Viele Studien zeigen, dass wir ein differenziertes Bild brauchen“. Christian Fuhrmann stimmte zu: „Wir müssen bei Reformüberlegungen genau differenzieren, welche Arbeitsmöglichkeiten für wen am besten geeignet sind, denn die Menschen haben ganz unterschiedliche Unterstützungsbedarfe. Die Praxis zeigt, dass die Werkstätten für eine gelingende Teilhabe am Arbeitsleben ein unverzichtbarer Baustein sind“. Pfarrer Arno Allmann, Stiftungsratsvorsitzender der NRD, betonte, dass Werkstätten und Tagesförderstätten für viele Menschen mit Behinderung wichtige Orte der gesellschaftlichen Teilhabe seien: „Hier fühlen sie sich angenommen und zu Hause.“
Der Bereich Teilhabe am Arbeitsleben umfasst in der NRD verschiedene Angebote, die sich an den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten der Beschäftigten orientieren. Dazu gehören auch Angebote wie Außenarbeitsgruppen in Industriebetrieben, die Betriebsintegrierte Beschäftigung mit Anbindung an die Werkstatt, Kooperationsprojekte mit externen Partnern und Inklusionsbetriebe wie der Mühltaler Gartenmarkt und der Second-Hand-Shop, wie Dirk Tritzschak, Leiter des NRD-Geschäftsbereichs Teilhabe, erläuterte. Ziel sei es, möglichst vielen Menschen den Zugang zum sogenannten ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Die Ministerin und ihre NRD-Gesprächspartner waren sich einig, dass zur Qualifizierung von Menschen mit Behinderungen verstärkt in Bildung und Ausbildung investiert werden muss. Dabei könnten Werkstätten als Bildungsbetriebe eine wichtige Rolle spielen. In vielen Unternehmen gäbe es zu wenig Wissen über Fördermöglichkeiten zur Integration von Menschen mit Behinderung. Heike Hofmann betonte: „Es muss 'state of the art' werden, dass Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten“. Mehr Information und eine stärkere Vernetzung sollten diesen Wandel unterstützen und zu einer inklusiveren Arbeitswelt beitragen.
Gemeinsam schaffen wir Teilhabe!
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