Start in ein neues Leben

02.07.2024

Start in ein neues Leben

Am 5. Juni sind sie gelandet: Merina Joy, Asha Jiji und Robin Sebastian aus Indien. Sie werden in der NRD eine dreijährige Heilerziehungspflege-Ausbildung absolvieren. Es ist das erste Mal, dass die NRD Personal auf diesem Weg gewinnt.

Mittags um 13 Uhr stiegen die drei jungen Erwachsenen glücklich aus dem Flieger und wurden von Christian Gimbel, Personalrecruiting der NRD, am Frankfurter Flughafen in Empfang genommen. Gemeinsam mit seiner Kollegin Ulrike Rodemich hatte er sich in den vergangenen Monaten um die Abwicklung des Vorhabens gekümmert. Beide waren Ansprechpartner für die drei jungen Menschen aus Indien. Und: Beide fuhren noch drei Tage vor der Ankunft zu einem Einrichtungshaus, kauften Kissen, Bettdecken, Süßigkeiten, Blumen und dekorierten die Zimmer, in denen die drei jungen Menschen wohnen werden, sodass sich die Neuankömmlinge wohlfühlen konnten. Die notwendigen Papiere organisierten Pater Joseph und Jaisomon Jacob von einer deutsch-indischen Vermittlungsagentur.

Den immensen bürokratischen Aufwand stemmte die NRD nicht ganz uneigennützig. Merina Joy, Asha Jiji und Robin Sebastian verlegen ihren Lebensmittelpunkt um rund 9.000 Kilometer und 12 Flugstunden von ihrer Heimatstadt Thiruvananthapuram, der Hauptstadt des südindischen Bundesstaats Kerala, nach Nieder-Ramstadt, um nach einer dreijährigen Ausbildung zum Heilerziehungspfleger / zur Heilerziehungspflegerin von der NRD in Festeinstellung übernommen zu werden. So zumindest der Plan (und der Wunsch) aller Beteiligten. Schon lange überlegt die NRD in immer heftiger werdenden Zeiten des Arbeitskräftemangels, wie ihr Weg hier aussehen könne.

„Der Personalmangel ist ein Thema, das sich leider nicht mehr wegdiskutieren lässt und von dem die meisten Unternehmen in Deutschland betroffen sind. Die NRD hat sich dafür entschieden, nicht zu jammern, sondern proaktiv der Herausforderung zu begegnen. Das haben wir getan, indem wir mit unserem Anliegen u.a. auf das Pflegequalifizierungszentrum Hessen zugegangen sind und indem wir mit einer Personalvermittlungsagentur einen starken Partner gefunden haben, der uns aktuell hilft, Fachkräfte und Auszubildene aus Indien zu vermitteln. Erweist sich unser Weg als erfolgreich, dann können wir die Auswirkungen des Personalmangels für die NRD mildern“, sagt NRD-Vorstand Dr. Thorsten Hinz. Ganz auffangen werde sich der Mangel allerdings absehbar nicht, da der Konkurrenzkampf um Mitarbeitende sehr hart sei. Zusätzlich werde sich die Lage leider „durch die demografische Entwicklung – viele unserer NRD-Mitarbeitenden gehen in den nächsten Jahren in die Rente – nochmals verschärfen,“ ergänzt Dr. Hinz.

v.l.: Martin Michel, Christian Fuhrmann, Bianca Girschik-Benderoth, Ulrike Rodemich, Christian Gimbel, Holger Wisch, Asha Jiji, Merina Joy, Robin Sebastian
v.l.: Martin Michel, Christian Fuhrmann, Bianca Girschik-Benderoth, Ulrike Rodemich, Christian Gimbel, Holger Wisch, Asha Jiji, Merina Joy, Robin Sebastian

Herzliche Willkommensfeier

Der Tag ihrer Ankunft in Deutschland war jedenfalls für alle aufregend. Nachdem sie zunächst ihre Zimmer in Nieder-Ramstadt bezogen und sich ein wenig ausgeruht hatten, gab es am Abend eine kleine Willkommensfeier für die drei neuen NRDler. Vorstand Christian Fuhrmann hieß sie im Namen der gesamten NRD herzlich willkommen. Auch Holger Wisch, Leitung Personalmanagement NRD, Martin Michel, Leitung Teilhabe Hessen, Ulrike Rodemich, Personalbetreuung, und Christian Gimbel gehörten zum Empfangskomitee und fanden wertschätzende Worte für die drei neuen Kolleg*innen. Bianca Girschik-Benderoth, Leitung Fachbereich Pädagogik und Heilerziehungspflege der Akademie Mission Leben, also der Schule, die die drei ab August besuchen werden, kam ebenfalls und nahm sie warmherzig in Empfang. Was folgte, war ein schöner und ungezwungener Abend bei indischem Essen, an dem man sich kennenlernte, sich austauschte und viel gelacht wurde.

Alle drei haben nach einer zwölfjährigen Schulausbildung ein BA-Studium absolviert und haben in ihrer Heimat das Sprachniveau „B2 Deutsch“ erworben. Nach gängiger Definition steht das für ein Niveau auf guter Mittelstufe. Sowohl das Studium als auch der Sprachnachweise sind in Hessen die Voraussetzung dafür, dass junge Menschen aus dem Ausland in die HEP-Ausbildung starten können. „Was eine sehr hohe Hürde ist und es nicht leicht macht, Bewerber*innen zu gewinnen“, sagt Christian Gimbel. Asha Jiji, die 24 Jahre alt ist, wird bei Ingo Hampel in der Bergstraße 1a eingesetzt. Merina Joy, ebenfalls 24, wird im Bodelschwinghweg 2 bei Nadia Kramwinkel ausgebildet. Robin Sebastian ist für die Nieder-Beerbacher Straße 47 bei Thorsten Kolb eingeplant. Er ist mit 23 Jahren der jüngste der drei Neuen.

Die ersten Minuten auf deutschem Boden: Die drei neuen Kolleg*innen kurz nach ihrer Landung am Frankfurter Flughafen.
Die ersten Minuten auf deutschem Boden: Die drei neuen Kolleg*innen kurz nach ihrer Landung am Frankfurter Flughafen.

„Es ist unsere Verantwortung, zu helfen!“

Es sei bereits seit langem sein Traum, nach Deutschland zu kommen, erzählt Robin Sebastian. Jetzt ist er hier – nach rund zwei Wochen hat er sich gut eingelebt. Die größte Herausforderung, sagt er lächelnd, sei für ihn neben dem Einkaufen („Ich wusste zunächst gar nicht, was ich einkaufen sollte, in Indien hat das immer meine Mutter gemacht!“) – das Wetter. Besonders seine Mutter, mit der er täglich telefoniert, sorge sich in diesem Punkt ganz besonders um ihren Sohn. „Sie sagt immer, ich soll eine Jacke anziehen, damit ich mich nicht erkälte. Denn nun ist sie nicht mehr da, um mich gesund zu pflegen“, erzählt er. Aber, fügt er an, er gewöhne sich langsam an die kühleren Temperaturen. Auch seine Arbeit auf dem NRD-Bio-Bauernhof Sonnenhof, wo er seit Tag 2 nach seiner Ankunft arbeitet, gefalle ihm immer mehr, das Team habe ihn sehr herzlich aufgenommen. Überhaupt sei er beeindruckt von der ganzen Hilfe, die ihm schon vor seiner Ankunft von der NRD zuteilwurde.

Aber warum überhaupt dieser komplette Neuanfang, was war seine Motivation? In der Corona-Zeit erkrankte sein Vater schwer, Robin pflegte ihn gemeinsam mit seinem Bruder und seiner Mutter zuhause. Leider verstarb er dennoch. In dieser schweren Zeit definierte er für sich seine Lebensaufgabe: „Alle Menschen sind doch gleich. Das gilt besonders, wenn jemand krank wird. Es ist unsere Verantwortung, ihnen zu helfen!“ Robin Sebastian, der in der Schule Deutsch gelernt hat und sich durchaus flüssig unterhalten kann, sagt, er lerne jeden Tag ein bisschen mehr unsere Sprache. Dennoch: „Ich habe manchmal Schwierigkeiten, die Klient*innen zu verstehen, weil sie so schnell sprechen.“

Im Sommer beginnt der Ernst des Lebens

Im August dann beginnt die Ausbildung. Dann werden sie die Akademie für Pflege- und Sozialberufe der Mission Leben in Darmstadt besuchen, mit der die NRD – besonders in dieser Angelegenheit – eng und vertraulich zusammenarbeitet. Ganz bewusst werden sie eine „normale“ HEP-Klasse besuchen, auch, um die drei Neuankömmlinge bestmöglich und schnell zu integrieren. Um ihnen bei eventuell auftretenden sprachlichen Barrieren behilflich zur Seite zu stehen, bietet die NRD ihnen Sprachkurse an. Crashkurse mit einem Umfang von 54 Stunden, mit Start der Ausbildung beginnt dann ein begleitender Sprachkurs direkt in der Schule.

Für alle drei ist es der Beginn eines neuen Lebens fernab ihrer Familien. An einen Besuch daheim ist vorerst nicht zu denken, zu teuer das Flugticket. Zum ersten Mal sind sie in einem für sie fremden Land. Aber sie möchten es unbedingt und sind bereit, dafür völlig neue Wege zu gehen. So, wie auch die NRD mit diesem Projekt erstmals einen neuen Pfad beschritten hat, um neues Personal zu gewinnen.

Merina Joy und Asha Jiji auf dem Mitarbeiterfest der MAV auf dem Sonnenhof. Beide fühlen sich schon sichtlich wohl im Kreis ihrer neuen Kolleg*innen.
Merina Joy und Asha Jiji auf dem Mitarbeiterfest der MAV auf dem Sonnenhof. Beide fühlen sich schon sichtlich wohl im Kreis ihrer neuen Kolleg*innen.

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