12.05.2025
Im vollbesetzten Festsaal des ehrwürdigen Franz-Josef-Helferich-Hauses haben Klient*innen, Mitarbeitende und Gäste die bewegte Geschichte der NRD in Rheinland-Pfalz gefeiert. Es war ein schönes, inklusives Zusammenkommen, das mit einem gemeinsamen Mittagessen auf dem Hof bei strahlendem Sonnenschein seinen Abschluss fand. „Rundum gelungen“, da waren sich alle einig.
Die NRD feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Den Anfang der Feierlichkeiten bildete jetzt der Fachtag am Freitag, 9.5., in Jugenheim. Rund 90 Gäste fanden sich im Festsaal des Franz-Josef-Helferich-Hauses ein – dort, wo die Geschichte der NRD in Rheinland-Pfalz begann.
In ihrer Begrüßungsansprache unterstrichen die beiden Vorstände der NRD, Dr. Thorsten Hinz und Christian Fuhrmann, die Bedeutung des Standortes Jugenheim. Im Jahr 1932 begann die rheinland-pfälzische Geschichte der NRD, als sie das damalige „Rettungshaus“, erbaut 1902, in Jugenheim übernahm. Dort wohnten zunächst 50 „Knaben“. Es wurde 1956 in „Franz-Josef-Helferich-Haus“ umbenannt. Pfarrer Helferich (1806-1881) war Mitbegründer des „Vereins für Innere und Äußere Mission in der Provinz Rheinhessen“, der 1851 ein ehemaliges Hofgut kaufte, um daraus eine „Rettungsanstalt für verwahrloste Knaben“ zu machen. „Jugenheim spielt für die NRD eine ganz zentrale Rolle“, sagt Dr. Hinz. Sein Kollege Christian Fuhrmann fügte hinzu: „Schön, dass wir heute inklusiv feiern dürfen. Teilhabe und Selbstbestimmung sind unser täglicher Antrieb.“
Die Liste der Gäste war lang: Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr, Jugenheims Ortsbürgermeister Tim Süssenberger, Thomas Barth (designierter Landrat und Landtagsabgeordneter in Rheinland-Pfalz), Prof. Dr. Michael Komorek, (Vizepräsident der Evangelischen Hochschule Berlin EHB), Almut Schultheiß-Lehn (Kreisbeigeordnete Landkreis Mainz-Bingen), Ellen Kubica (Landesbeauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung Mainz), ABR-Interessensvertreter*innen, Dr. Eckart Lensch (Sozialdezernent Stadt Mainz), Joachim Speicher (Leiter Abteilung Soziales und Demografie des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Mainz), Ralph Spiegler (Bürgermeister Verbandsgemeinde Nieder-Olm), Vertreter*innen eines befreundeten Sozialunternehmens, Vertreter*innen der evangelischen Kirche Oppenheim, Vertreter*innen der katholischen Kirchengemeinden Oppenheim und Wörrstadt, Vertreter*innen der Kreisverwaltungen Mainz-Bingen und Alzey-Worms, Vertreter*innen des NRD-Stiftungsrates – und natürlich viele Klient*innen und Mitarbeiter*innen der NRD.
In seiner Andacht betonte Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr, dass die Unterschiedlichkeit eine der kostbarsten Dinge einer Gesellschaft sei. Deswegen müssten endlich Strukturen dafür geschaffen werden. „Es gibt so viel, das noch getan werden muss“, forderte Bähr: Jeder Mensch müsse sichtbar gemacht werden. Er bezeichnete die NRD als „wunderbare Botschafterin des Gedanken Gottes, der alle Menschen liebt“.
Prof. Dr. Michael Komorek, Vizepräsident für Forschung und Lehre an der EHB, regte in einem unterhaltsamen Vortrag zum Denken an: „Nur anwesend sein, reicht nicht, um inklusiv zu sein. Es ist das aktive Mitmachen eines Menschen, das Inklusion entstehen lässt.“ Eine Organisation wie die NRD könne „lediglich“ Rahmenbedingungen dafür schaffen, aber keinen Einfluss auf die Einstellung des Einzelnen nehmen – das sei die harte Wahrheit. Komorek regte an, sich über die vielen Begrifflichkeiten Gedanken zu machen und sie zu hinterfragen, bevor man sie verwendet. Oft fände Inklusion nach dem Motto statt: „Sei du so, wie ich bin!“ Wichtig sei aber vielmehr, Fehler bei Klient*innen und Mitarbeitenden zuzulassen. Nehme man das Bundesteilhabegesetz wörtlich, so stünden nun keine Hilfeleistungen mehr im Zentrum des Bemühens von Pflegekräften und Betreuenden, sondern Unterstützungsmaßnahmen. „Nicht über uns ohne uns“ sollte stets das Motto sein. „Ziel ist nicht ein Maximum an Selbstbestimmung, sondern an Optimismus!“, so Prof. Komorek. „Inklusion heißt nicht ,all inclusive´.“
Es war ein Tag, an dem gefeiert wurde – mit Essen und Sekt, Kaffee und Kuchen. Viele Klient*innen beindruckten die Gäste mit wunderbaren Darbietungen. Eine Gruppe führte ein Theaterstück auf („Gebt Acht(samkeit) … auf eure persönlichen Ressourcen!“), die nächste sang der NRD ein Ständchen („Viel Glück und viel Segen“), eine andere Gruppe sang und tanzte ein selbst choreografiertes Stück. Es war ein Tag, an dem die NRD zeigen durfte, was sie alles auf den Weg gebracht hat. Ihr Antrieb sind dabei immer die Menschen mit Unterstützungsbedarf. Dr. Thorsten Hinz und Christian Fuhrmann nahmen zahlreiche Glückwünsche an, die sie direkt an die Mitarbeitenden der NRD weitergaben: „Wir danken in diesem Jubeljahr vor allem allen Mitarbeitenden in unserem Haus. Ihnen gebührt der Respekt und alle Wertschätzung für ihre tägliche Arbeit.“
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