Im Hinblick auf das Bundesteilhabegesetz (BTHG) ist der Wohnbereich Pulvermühlenweg 19 in Nieder-Ramstadt ein Modell-Projekt. Seit 2017 wurden ehemals stationäre Wohnplätze in Betreutes Wohnen (BW) umgewandelt oder dem BW angenähert. Den Anfang machten drei Männer und eine Frau im „Blauen Haus“ in der Pfaffengasse, im Oktober 2018 folgten die Bewohner*innen der Wohngruppe PM 1 im Pulvermühlenweg 19. Elf von insgesamt 18 Personen sind inzwischen in der Lage, ihr eigenes Geld selbst zu verwalten.
„Hier bleibe ich“, sagt Anne Vocke und tippt mit ihrem rechten Zeigefinger ein paar Mal auf den Tisch, um ihrer Aussage Nachdruck zu verleihen. Die 54-Jährige ist eine von neun Bewohner*innen, die im Herbst 2018 aus ihren Zimmern im Wohnverbund der Nieder- Ramstädter Diakonie (NRD) in der Mainzer Hegelstraße ausgezogen sind. Ihr neues Zuhause liegt nur ein paar Meter weiter, im Neubau, den die NRD gemeinsam mit der evangelischen Emmauskirchengemeinde der Stadt Mainz gebaut hat.
Mit buntem Händedruck auf die Tapete im Flur haben sich Bewohner*innen und Mitarbeitende der „Boh 3“ am 1. Oktober 2018 vom Haus Bodelschwingh auf dem Zentralgelände der NRD in Mühltal verabschiedet. Sie waren die letzte Wohngruppe im früheren Männerhaus der Heime, das fast auf den Tag genau 100 zuvor am 30. September 1909 eingeweiht worden war und haben geduldig auf den Umzug zum „Sonnenhof“ gewartet. Marlene Broeckers hat einen Besuch gemacht und nachgefragt, wie es geht.
„Es ist sehr, sehr schön geworden“. Christoph Mohn, Regionalleiter der NRD im Rhein-Main-Gebiet, sprach für viele Gäste, die im April 2017 am Tag der offenen Tür in den Neubau am Schlesienweg 17 in Dreieich-Sprendlingen gekommen waren. Allen gefiel das Haus und alle lobten die Innen-Gestaltung des zweigeschossigen Wohnhauses für 16 Menschen mit Behinderung mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen an Assistenz, Pflege und Betreuung. Wie ist die Lage zwei Jahre nach dem Einzug? Marlene Broeckers machte sich im Gespräch mit Teamleiter Michael Günter und Wohnverbundsleiterin Tanja Tandler ein Bild.
120 Teilnehmer*innen aus der Eingliederungshilfe, aus der Hospizarbeit und Palliativversorgung sowie aus der Verwaltung und Politik in Hessen kamen zur Fachtagung „Leben und Sterben“ in der Lazaruskirche der NRD zusammen. Veranstalter waren die Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung (HAGE) und die zugehörige Ansprechstelle KASA, die seit vielen Jahren Fachtage zum Thema organisiert. Dieses Mal ging es um die Begleitung von Menschen mit Behinderung in Einrichtungen, und die NRD war erstmals Gastgeber.
„Haltung war schon immer mein Thema“, sagt Marianne Lehrian, Leiterin des Wohnverbundes Groß-Bieberau. Die Erzieherin arbeitet seit 40 Jahren in der NRD. Menschen mit Behinderung gut zu unterstützen, für Selbstbestimmung und Teilhabe einzutreten – das lag ihr schon am Herzen, als es diese Begriffe in der Eingliederungshilfe noch gar nicht gab. Der Wohnverbund Groß-Bieberau beschäftigt sich aktuell intensiv mit dem Thema „Respektvolle Begegnung“. Seit 2016 wird an diesem Ziel auf den verschiedensten Ebenen gearbeitet.
Wie geht es weiter, wenn wir nicht mehr können? Diese Frage beschäftigt viele Eltern, die ein Kind mit Behinderung haben, insbesondere dann, wenn das Kind auch im Erwachsenenalter noch im Elternhaus lebt. Brigitte und Herbert Gilbert, beide Anfang 60, haben für ihre Tochter Pia, 31, eine Lösung gefunden, die heute noch sehr ungewöhnlich ist: Die Eltern werden aus ihrem Haus in Nauheim ausziehen, vier Menschen mit Behinderung werden einziehen und mit Pia eine Hausgemeinschaft bilden. Die Unterstützung der 5er-WG übernimmt die NRD.
In sehr ländlicher Umgebung im Odenwald entsteht dank des Unterstützungsvereins Christophorus Südhessen e. V. das neue Wohnprojekt der NRD mit Ferienhaus. Mit diesem Konzept geht die NRD einen ganz neuen Weg.
Seit drei Monaten leben Alice Koch und Rita Ickes in einer „richtigen Wohnung“. Nochmal ganz anders als in Pfungstadt, wo die beiden Freundinnen im Haus Wormser Straße 3 einen abgetrennten Bereich für sich hatten. Jetzt, in Groß-Zimmern aber, in dem L-förmigen Neubau in der Ketteler Straße, mit richtiger Wohnungstür und eigener Klingel, fühlt sich das ganz anders an. „Hier gefällt es uns, hier wollen wir bleiben“, sagen beide.
Für Christoph Wittke, 37, der in der NRD-Wohngemeinschaft am Beethovenring in Seeheim lebt, ging letztes Jahr ein Traum in Erfüllung: Er konnte seine Tante Roswitha in den USA besuchen. Seit er sie vor vielen Jahren bei einem Deutschlandbesuch kenngelernt hat, war Christoph Wittke Amerika-Fan und es war sein größter Wunsch, einmal selbst nach Pocahontas im US-Bundesstaat Arkansas zu reisen, wo seine Tante lebt. Mit Unterstützung von Werner Bloßfeld, einem langjährigen Mitarbeiter, der 2015 in Rente ging, hat das im September 2017 geklappt.
Im April 2017 hat der Bereich Arbeit der hessischen NRD-Werkstätten einen Verbundvertrag mit der Werkstatt des Heydenmühle e.V. in Otzberg-Lengfeld geschlossen. Übergeordnetes Ziel ist Kooperation und ein Netzwerk zu den umliegenden Werkstätten aufzubauen. Mit der Heydenmühle praktizieren die Mühltal-Werkstätten der NRD seit langen Jahren eine enge Zusammenarbeit im Berufsbildungsbereich (BBB).
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