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Betreutes Wohnen: 150 Klienten in Darmstadt-Dieburg

06.12.2016 | Martin Michel

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Martin Michel

Betreutes Wohnen: 150 Klienten in Darmstadt-Dieburg

Im März 2016 hat Martin Michel, 43, die Leitung des Betreuten Wohnens (BW) der NRD in Landkreis Darmstadt-Dieburg übernommen. Damit gab es zugleich eine Struktur-Veränderung: Die drei BW-Standorte Dieburg, Reinheim und Mühltal zusammengefasst zu Darmstadt-Dieburg und Christiane Fruh, zuvor Leiterin in Mühltal, ist nun die Stellvertreterin von Martin Michel. Wie der erfahrene Diplom-Sozialpädagoge seine Arbeit auffasst, erläutert er in diesem Beitrag.

„Maßgebend ist für mich der Artikel 19 der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), der Menschen mit Behinderung eine unabhängige Lebensführung und Einbeziehung in die Gemeinschaft zuspricht. Dort heißt es, dass behinderte Menschen gleichberechtigt die Möglichkeit haben, ihren Aufenthaltsort zu wählen und zu entscheiden, wo und mit wem sie leben, und nicht verpflichtet sind, in besonderen Wohnformen zu leben.

Das Betreute Wohnen ist sehr geeignet, diese Freiheit zu gewähren. Wobei ich gleich feststellen muss, dass ich den Begriff „Betreutes Wohnen“ nicht passend finde. Denn wir betreuen Menschen nicht nur beim Wohnen, wir begleiten auch in der Freizeit und bieten im Prinzip jede gewünschte Assistenz an. Ein treffender Begriff wird noch gesucht.

Ich sehe meine Aufgabe darin, nach Möglichkeiten zu suchen, um die Forderung der UN-BRK umzusetzen. Im Grunde könnte ja jeder Mensch mit Behinderung in einer eigenen Wohnung leben – das ist „nur“ eine Frage der Personal-Ressourcen. Bei hohem Assistenzbedarf wäre das wahnsinnig teuer, da sind Grenzen. Deshalb sind gewisse Anforderungen an KlientInnen im Betreuten Wohnen gestellt: Sie müssen einverstanden sein und es aushalten können, alleine zu sein, denn es ist nicht den ganzen Tag jemand für sie da. Der Hessische Landeswohlfahrtsverband zahlt maximal 343 Stunden pro Person und Jahr an Betreuung. Erbracht werden müssen zwischen 316 und 396 Stunden im Jahr, mindestens aber 95 Prozent von 343 Stunden. Dass man hier flexibel sein kann, ist sinnvoll, so kann man zum Beispiel gut reagieren, falls jemand einmal krank ist.

Ich bin optimistisch und erwarte, dass sich das Betreute Wohnen noch viel weiter entwickeln wird. Betrachtet man die letzten 40 Jahre in der Behindertenhilfe, so stellt man fest, dass da viel passiert ist. In den 1970er Jahren gab es in der NRD noch 12-Bett-Zimmer im Wohnheim, in den neuen Wohnprojekten wohnen heute maximal 16 Personen in einem Haus und jeder hat ein Einzelzimmer. Die neuen Projekte von Darmstadt bis Lampertheim sind gar nicht mehr als Wohnheime zu erkennen. Das ist eine gewaltige Entwicklung und weitere Fortschritte sind zu erwarten.

Rund 50 Mitarbeitende sind für etwa 150 KlientInnen im Landkreis Darmstadt-Dieburg im Einsatz. Der LWV ist daran interessiert, dass möglichst viele Heimbewohner ins Betreute Wohnen wechseln, schlicht aus dem Grund, dass diese Wohnform dem LWV weniger Kosten verursacht, nämlich nur die Betreuungskosten für die Betreuung. Die Wohn-Miete wird von den Kommunen über die Grundsicherung bezahlt.

Die Wohnungssuche bereitet uns oft Probleme. Im Landkreis Darmstadt-Dieburg ist festgelegt, wie hoch die Miete, die übernommen wird, pro Wohnort maximal sein darf. In Reinheim darf zum Beispiel die Kaltmiete 330 Euro für eine Person nicht übersteigen. Die Schwierigkeit ist, dass natürlich die meisten KlientInnen in attraktiven Orten mit guter Infrastruktur wohnen möchten, die meisten am liebsten in Darmstadt. Dort ist es natürlich am teuersten, auch viele Mitarbeitende können sich keine Wohnung in Darmstadt leisten.

Die Mietpreise sind nicht das einzige Problem. Nicht jeder Vermieter hat eine soziale Ader und akzeptiert Menschen mit Behinderung als Mieter. Das ist der Knackpunkt. Ein Argument, es doch einmal zu versuchen, besteht darin, dass die Mieteinnahme sicher ist, denn sie kann direkt vom Amt an den Vermieter überwiesen werden, wenn die Klienten zustimmen.

Meine Idee ist, dass die NRD eine Freizeitagentur aufbaut, die Freizeiten für alle organisiert und anbietet, unabhängig davon, ob man im stationären oder im Betreuten Wohnen lebt. Dass jeder Bereich seine eigenen Angebote bastelt, ist nicht inklusiv. Der Gedanke ist nicht leicht umzusetzen, aber wenn man keine Vision hat, ändert sich ja auch nichts.

Bei uns kann sich jeder melden, der Interesse daran hat, allein ohne in einer kleinen Wohngemeinschaft zu leben. Wir beraten kostenlos und unverbindlich, ohne jede Erwartung.“

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    Andrea Söller,
    Vorsitzende Werkstattrat der Mühltal-Werkstätten
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