28.12.2022 | Joachim Albus
Das ambulant Betreute Wohnen des Wohnverbundes Groß-Gerau will den Begriff Interessenvertretung neu interpretieren und geht einen anderen, erfrischenden Weg.
Gut gelaunt und lachend sitzen die drei Frauen am Tisch im NRD-Standort in der Groß-Gerauer Schützenstraße. Die Stimmung ist gut, aber auch konzentriert. Denn es gibt einiges zu besprechen. In erster Linie gilt es zu klären, wie sie sich künftig nennen wollen. Conny, Jenny und Sonja sind Klientinnen des Betreuten Wohnens und diskutieren Vorschläge wie „die Quasselstrippen“, „die Frolleins“ oder „die Einmischfrauen“. Schlussendlich fällt die Wahl auf „die Einmischfrauen“. Schließlich beschreibt dies am besten, wohin die Reise der neu gegründeten Interessenvertretung gehen soll. Denn: „Wir wollen anpacken und etwas bewegen!“, erklärt Conny mit Nachdruck.
22 Klient*innen zählt aktuell das Betreute Wohnen Groß-Gerau, zehn Frauen und zwölf Männer. Das sechsköpfige Betreuer*innen-Team unternimmt viel mit ihnen, werktags wie wochenends. Wichtig ist es den NRD-Mitarbeiter*innen, dass sie begleiten, nicht leiten. Heißt: Selbstständigkeit wird groß geschrieben im Betreuten Wohnen. Da sind Ideen und Vorschläge der Klient*innen jederzeit willkommen. Und weil der Begriff „Interessenvertretung“ ziemlich langweilig und unattraktiv klingt, suchte die stellvertretende Teamleitung Tanja Schöpplein nach einem neuen Namen. „Ich habe dazu eine Umfrage gestartet. Herausgekommen sind ein paar Namensvorschläge und diese drei tollen, starken Frauen“, sagt sie. „Gerne sollen sie sich überall einmischen!“
Ideen, was das Betreute Wohnen irgendwann mal unternehmen kann, sprudeln förmlich aus den drei heraus. Vom Museums- und Zirkusbesuch über Frühstücken gehen hin zum Besuch einer Wellness-Oase („Aber dann mit Gurkenmaske!“) ist alles dabei. Darüber hinaus haben sie in ihrer ersten Sitzung beschlossen, eine WhatsApp-Gruppe zu gründen – unter einer Voraussetzung: Niemand soll dort unwichtige Dinge schreiben. Der Chat soll ausschließlich der Informationsvermittlung dienen, so der Wunsch aller Beteiligten.
Wichtig war es ihnen, unter Frauen zu bleiben – Männer sind unerwünscht. „Ich würde gerne mal Frauenthemen wie die Wechseljahre besprechen“, wirft Sonja dann auch ein. Sobald sich Conny, Jenny und Sonja auf eine Unternehmung geeinigt haben, werden sie die restlichen Frauen aus dem Betreuten Wohnen einladen. Möglich, dass die drei demnächst Verstärkung bekommen: Das Apartment-Wohnen in Mörfelden-Walldorf hat Interesse bekundet, ebenfalls zu den „Einmischfrauen“ gehören zu wollen. Der nächste, selbstgewählte Termin steht bereits.
Foto oben: Conny, Sonja und Jenny (v.l.) wollen tatkräftig anpacken und sich dort einmischen, wo es ihrer Meinung nach nötig ist.
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