14.10.2022 | Katrin Baginski
Fotograf Andreas Reeg im Interview über sein Projekt „Loveletters“ an dem die NRD teilnimmt.
Wie ist die Idee für das Projekt entstanden?
Bei meinen Fotoaufträgen in Werkstätten für behinderte Menschen, traf ich immer wieder auf glückliche Paare, die mich durch ihren ganz besonders liebevollen Umgang miteinander sehr berührten. Dies warf für mich jedes Mal grundlegende und schwierige Fragen auf – auch vor dem Hintergrund der pränatalen Diagnostik. Was macht ein glückliches Leben aus? Wie kann es sein, das Menschen mit Beeinträchtigungen als defizitär wahrgenommen werden, wo sie doch selbst oft sehr zufrieden, glücklich und liebend ihr Leben leben?
Was wollen Sie erreichen?
Ich möchte Aufmerksamkeit für diese Fragen erzeugen. Dazu anregen, über das, was das Leben aller Menschen lebenswert macht, nachzudenken. Letztendlich ist es meiner Auffassung nach die Fähigkeit zu Lieben und zum Mitgefühl. Und da spielt es keine Rolle, ob man ein Mensch mit oder ohne Beeinträchtigung ist.
Was ist für Sie das Besondere bei den Begegnungen?
Die Begegnung von Mensch zu Mensch auf Augenhöhe. Einfach, ehrlich, gegenseitig interessiert und ganz präsent die Stunden gemeinsam zu erleben. Am Anfang unterhalten wir uns immer eine Weile und lernen uns gegenseitig kennen. Die Kamera packe ich meist erst aus, wenn ich eine gewisse Vertrautheit spüre. Dann lasse ich mich einfach als Beobachter treiben und vertraue auf das Glück, dass sich besondere Momente ergeben. Oft habe ich aber auch noch ein paar Bildideen, falls sich nicht von selbst passende Situationen ergeben.
Was nehmen Sie mit?
Ein warmes Herz und frohe Laune – es ist tatsächlich so. Diese ehrlichen, nahen Begegnungen machen mich immer glücklich. Auch Dankbarkeit für das Vertrauen, das mir von den fotografierten Menschen geschenkt wurde. Und natürlich der Wunsch, dass die Betrachter der Bilder meine Intention spüren, einen Einblick in die Gefühlswelt von Menschen mit Behinderungen bekommen und davon berührt werden.
Wie fangen Sie die besonderen Momente mit der Kamera ein?
Technisch habe ich einen bewusst minimalistischen Ansatz gewählt. Bei meinen Auftragsarbeiten bin ich meist mit viel Licht- und Kameraequipment unterwegs. Bei dem Projekt „Loveletters“ möchte ich mich aber in dokumentarischer Bildsprache auf das Wesentliche konzentrieren und das sind die Menschen in ihrer Lebenssituation. Mit viel Zeit und reduzierter Technik kann ich im Idealfall Teil der natürlichen Situation werden, ohne diese durch meine Anwesenheit zu sehr zu verändern. Ich benutze eine digitale Vollformatkamera und eine 50 mm Festbrennweite. Oft arbeite ich mit offener Blende, um den Fokus noch mehr auf die portraitierten Personen zu lenken.
Der Fotograf Andreas Reeg hat sich auf Porträt und Reportagefotografie spezialisiert und arbeitet für viele renommierte Magazine und Unternehmen. Der Fokus seiner persönlichen Arbeit liegt auf sozialen Themen.
Mehr Infos unter: www.andreasreeg.com
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