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Ehrenamtler konstruiert Hilfsmittel für die Rheinhessen-Werkstatt

16.01.2017 | Barbara Mümpfer

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Barbara Mümpfer

Barbara Mümpfer ist Journalistin und freie Mitarbeiterin der NRD

Ehrenamtler konstruiert Hilfsmittel für die Rheinhessen-Werkstatt

Wenn sich handwerkliches Geschick mit Einfühlungsvermögen und innovativen Ideen verbindet, entstehen manchmal ganz verblüffende Dinge. Beispielsweise ein „Portionierer“, der genau fünf Gramm Salz in ein Röhrchen füllt. Oder eine hölzerne Schablone, mit deren Hilfe man blitzschnell und akkurat Löcher in Mundstücke aus Plastik bohren kann. Erfinder dieser und weiterer Hilfsmittel ist nicht der geniale „Daniel Düsentrieb“ aus dem Disney-Universum, sondern ein ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Wörrstädter Rheinhessen-Werkstatt: Wilfried Wagner aus Zornheim.

Der gelernte Kfz-Mechaniker hatte zuletzt in der Motorenentwicklung bei Opel Rüsselsheim gearbeitet. Als die passive Phase seiner Altersteilzeit begann, sah er sich nach einer ehrenamtlichen Betätigung um – zum Glück für die Rheinhessen-Werkstatt. „Eigentlich war ich ja gekommen, um Computerkurse für die Menschen mit Behinderungen zu geben“, berichtet er heute. Aber beim Rundgang durch die Arbeitsbereiche stellte sich schnell heraus, dass er mit seinem beruflichen Hintergrund und seinen Fähigkeiten als Tüftler und Bastler an ganz anderer Stelle mehr bewirken konnte.

Benedikt Unterhalt, der als Arbeitsvorbereiter an der Schnittstelle zwischen Werkstatt und Kunden tätig ist, erkannte bald das große Potential des neuen Ehrenamtlers. „Ich muss ihm nur sagen: Wir haben da ein Problem. Schon ist er zur Stelle und überlegt, wie man das lösen könnte“, sagt Unterhalt. Beispielsweise an einer Bohrstation. Früher musste ein Beschäftigter jedes Mundstück eines Atembestecks einzeln und körperlich anstrengend in den Schraubstock spannen, ein Loch hinein bohren, die Maschine ausschalten, das Teil aus dem Schraubstock entfernen und das nächste einspannen. Mit der fest arretierten Schablone von Wilfried Wagner bohrt er jetzt blitzschnell ein Loch nach dem anderen. „Die Arbeit, die früher eine Woche in Anspruch nahm, kann der Beschäftigte heute ganz entspannt in zwei Tagen erledigen“, freut sich Benedikt Unterhalt.

Genial auch die Erfindung des „Salzportionierers“. Genau fünf Gramm müssen in das dünne Röhrchen eingefüllt werden, nicht mehr und nicht weniger. Früher wurde dazu ein Kaffeelöffel benutzt, und es dauerte eine ganze Weile, bis die genaue Menge abgemessen war. Wilfried Wagner recherchierte erstmal im Internet, ob es ein solches Portioniergerät schon irgendwo gab. Erst als nichts Vergleichbares zu finden war, machte er sich an die Arbeit. Mit Konstruktionsplänen hält er sich dabei nicht auf: „Ich bin Praktiker, kein Theoretiker. Wenn ich ein Problem erkenne, nehme ich mir das Material vor, setze mich in eine Ecke und fange an zu basteln.“ Genau so entstand auch der „Salzportionierer“: Jetzt füllt man das Salz in einen Container, zieht an einem Hebel - und sofort laufen durch einen gewöhnlichen Haushaltstrichter genau fünf Gramm Salz in das Röhrchen.

Wenn er gerade nichts erfindet, überlegt sich Wilfried Wagner, wie er den Beschäftigten und den Mitarbeitern die Arbeit erleichtern kann. So legt er größten Wert auf einen aufgeräumten Arbeitsplatz. „Mein erster Chef sagte immer: „Sauberes Werkzeug – saubere Arbeit“, erinnert sich der 61jährige. Diesen Gedanken versucht er auch in der Rheinhessen-Werkstatt zu verwirklichen. An dem Arbeitsplatz, den er beim Rundgang vorführt, ist die Organisation beinahe vorbildlich. Die Schrauben sind farblich gekennzeichnet, die Werkzeuge hängen ordentlich an einer Metallwand, auf dem Tisch liegen nur die Hilfsmittel, die gerade benötigt werden. Das freut den Ehrenamtler. Hier war seine Überzeugungsarbeit offenbar erfolgreich.

Im Filmbeitrag über den Arbeitsbereich Montage und Verpackung der Rheinhessen-Werkstatt auf Youtube werden einige der Hilfsmittel von Wilfried Wagner in Aktion gezeigt

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