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Freiwilligendienst mit Menschen mit Behinderung in Südafrika

14.10.2016 |  Gastautor

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Freiwilligendienst mit Menschen mit Behinderung in Südafrika

Ein Jahr am Ende der Welt - Cara Meffert ist nicht einfach nur gereist. Die Abiturientin hat ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Ausland absolviert, in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Elim im fernen Südafrika. Cara Meffert hat ihre Erfahrungen für uns in einem Bericht zusammengefasst.

Wie fasst man ein Jahr im Ausland in einem Erfahrungsbericht zusammen? Vielleicht fange ich mit meinen Erwartungen an. Ich wollte nach dem Abitur nicht direkt anfangen zu studieren, sondern erst einmal mich selbst und die Welt besser kennen lernen. Außerdem hatte ich auch keine Ahnung, was ich studieren soll! Ich wollte mich sozial engagieren und gleichzeitig ins Ausland gehen. Da hat sich ein Freiwilligendienst perfekt angeboten. Ich habe mich viel informiert und bin für mich zu dem Schluss gekommen, dass ein privat organisierter Freiwilligendienst entweder zu kurz oder zu teuer ist. Außerdem war ich mir bei manchen Organisationen nicht sicher, ob diese den Profit vor den kulturellen Austausch stellen. So bin ich auf das vom Staat geförderte Programm „weltwärts“ gestoßen. Hier werden alle Kosten vom Staat getragen und gezielte Projekte und Einsatzstellen ausgesucht. Außerdem wurden wir durch insgesamt 25 Seminartage vor, während und nach dem Einsatz betreut und geschult. Uns wurde verdeutlicht, dass wir keine Entwicklungshilfe leisten, sondern an einem Kulturaustausch teilnehmen, bei dem vor allem wir etwas zu lernen haben.

Im September letzten Jahres ging es dann los. Ich bin zusammen mit meinem Mitfreiwilligen Frieder losgeflogen, um für die nächsten 10 Monate im Elim Home in Elim, einem kleinen Dorf in Südafrika, zu arbeiten. Elim liegt ganz im Süden des Landes, in der Nähe des südlichsten Punkts Afrikas. Das nächste Dorf ist 30 Kilometer entfernt. Dazwischen liegt nur die Weite Südafrikas. Hier laufen keine wilden Tiere herum, die gibt es nur noch in den Wildparks, aber Paviane, Strauße und Schlangen bekommt man schon zu Gesicht. Wenn man auf den gut geteerten Straßen im Western Cape fährt, sieht man rechts und links wenig Bäume, viele Kuhweiden, ein paar Dörfer hier und da und unendliche Weite - bis man nach Kapstadt kommt.

In Kapstadt findet man alles, was es auch in Berlin gibt. Südafrika wird als Regenbogennation bezeichnet, und so habe ich Südafrika auch erlebt. Während meines Urlaubs bin ich ans östliche Ende Südafrikas gereist und habe dort ein komplett unterschiedliches Südafrika gefunden, verglichen mit meinen Erfahrungen im westlichen Teil. Das macht das Land für mich so spannend. Ich war in der Wüste und im dichten Wald, ich war am Meer und auf dem Tafelberg. Mit Elim habe ich das Leben auf dem Dorf kennen gelernt und mit Kapstadt die moderne und westliche Seite Südafrikas.

Von Montag bis Freitag 8 bis 16 Uhr habe ich im Elim Home gearbeitet. Elim Home ist ein Heim für 50 Kinder und Erwachsene mit Behinderung. Die Mitarbeiterinnen in der Bewohnerbetreuung, des Reinigungsservice und der Wäscherei arbeiten abwechselnd fünfmal und zweimal die Woche von 7 bis 19 Uhr. Die Hausmeister, sie sind alle männlich, arbeiten von 7 bis 17 Uhr.

Die Bewohner sind in fünf Gruppen nach Alter und Behinderung eingeteilt. Eigentlich ist das Elim Home ein Heim für Kinder und Jugendliche. Aber da es nur wenige Einrichtungen für Menschen mit Behinderung in Südafrika gibt, bleiben die Bewohner über 18 Jahren, die keinen Platz in einer anderen Einrichtung finden und nicht zurück zu ihrer Familie können, im  Elim Home. Etwa 14 der aktuellen Bewohner sind über 18 Jahre alt. Der älteste von ihnen – Andries - ist heute 39 und lebt schon seit 31 Jahren im Elim Home.

Cara Meffert
Cara Meffert

Die meisten Bewohner können nicht sprechen und sich nur sehr eingeschränkt bewegen. Es war spannend, jeden einzelnen kennen zu lernen und nach Möglichkeiten zu suchen, mit ihm zu kommunizieren. Ich habe in den Gruppen mitgearbeitet und hier bei täglichen Spiel- und Lernaktivitäten geholfen und beim Waschen, Wickeln und Essen reichen unterstützt. Das war zunächst herausfordernd, aber ich habe mich schnell zurecht gefunden, da ich immer viel Unterstützung von meinen Kollegen und Kolleginnen bekommen habe.

Die Muttersprache der Menschen in Elim ist Afrikaans. Englisch können die meisten ziemlich gut, aber mit Afrikaans fühlen sie sich wohler und reden es auch unter einander. So habe ich im Laufe meines Einsatzes immer mehr von Englisch zu Afrikaans gewechselt. Dadurch konnte ich mich dann auch mit den wenigen Kindern, die sprechen können, verständigen. Es war spannend, mal richtig zu arbeiten und zu merken, wie man von einer Belastung immer mehr zu einer Hilfe wird. Wobei ich nie eine Arbeitsstelle ersetzt habe. „Weltwärts“ sieht vor, dass der Freiwillige lediglich eine weitere Unterstützung ist. Das klappt nicht in allen Einsatzstellen, aber meine hat das wunderbar umgesetzt.

Neben der Arbeit in den Gruppen durfte ich noch eine Zeit lang in der Physio- und Ergotherapie unterstützen. Hier konnte ich eine Menge lernen! Ich habe geholfen, die Kinder in sie fördernde Positionen zu bringen, massiert und gedehnt, um weitere Verspannungen zu verhindern und den Blutkreislauf zu fördern. In der Ergotherapie wird mit den Kindern neben selbstständigem Essen, Waschen oder Anziehen auch das Schneiden mit der Schere, Basteln und Farben, Formen oder Größen unterscheiden geübt. Und manchmal sind wir auch einfach mit ihnen auf den Spielplatz gegangen oder haben einen Film geschaut. Mit der Zeit hat man bei jedem Bewohner raus gehabt, wie man mit ihm umgeht, was er mag und was er nicht mag. Nach zehn Monaten dann Tschüss zu sagen, war nicht leicht!

Aber wir mussten uns schließlich nicht nur von den Kindern verabschieden. Auch von unseren Freunden aus dem Dorf, die wir vor allem in der Jugendgruppe kennen gelernt haben, unseren Freunde in Kapstadt und von den ganzen Mitfreiwilligen, die wir auf dem Zwischenseminar kennen gelernt haben. Es war nicht immer leicht, sich auf die Jugendlichen in Elim einzulassen. Aber trotz verschiedener Themen, die mich bewegten, habe ich gemerkt: Jugendliche sind überall gleich! Manchmal kam es zu Missverständnissen aufgrund unserer Auffassung von Organisation, Höflichkeit oder auch einfach nur Gestik, und manche Angewohnheiten oder Situationen waren mir einfach fremd, aber genau das macht ein Auslandsjahr so spannend und wertvoll!

Zurückblickend kann ich sagen, dass die zehn Monate in Südafrika eine der prägendsten Erfahrungen in meinem Leben waren. Gerade in den ersten Wochen zurück in Deutschland habe ich immer wieder gemerkt wie sehr sich mein Blick auf Dinge verändert hat und wieviel selbstbewusster ich geworden bin. Durch die Erfahrung, in einem anderen Land, in einer anderen Kultur zu leben, bin ich offener, spontaner, toleranter und in vielen Situationen gelassener geworden. Gerade in einem fremden Land kannst du nicht alles planen und kommst mit Gelassenheit und Spontanität leichter und entspannter durchs Leben.

Ich hoffe, dass ich diese Sichtweise nicht so schnell verlieren werde!

Wer noch mehr wissen will, kann sich gerne in meinen Blog schauen: https://ems-online.org/weltweit-aktiv/oekumenisches-freiwilligenprogramm/oefp-blogs-20152016/

Cara Meffert

1  Kommentar

  • Anette Kirch
    25.02.2024 13:32 Uhr

    Hallo, wie schön über Elim Home zu lesen. Alle Eindrücke aus dem Bericht kann ich nur bestätigen. In 2007 war ich privat in meinen "Freiwilligen Wochen" in Elim Home. Knapp 3 Monate durfte ich mit unterstützen. Nie zuvor habe ich eine solche Dankbarkeit für ein liebes Wort und für ein Lächeln in den Augen der Kinder gesehen.
    Die Aufnahme in die Dorfgemeinschaft war für mich spektakulär. In der Kirche wurde die Gemeinde aufgefordert mich mit offenen Türen zu empfangen und mir wurde gesagt, ich solle auch meine Türen für die Dorfbewohner*innen öffen. Und es funktionierte. Bis heute bestehen Freundschaften.
    Jahre später war ich noch zu Besuch im Home und war fasziniert, dass mich die Kinder noch nach Jahren kannten.
    Geblieben sind mir eine Vielfalt an prägenden Erfahrungen, ein Patenkind, dessen Entwicklung zum Erwachsenen ich aus der Ferne begleiten kann und eine tiefe Dankbarkeit an alle, die mich in dieser Zeit begleitet haben. Baie dankie.

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    ... heißt für mich Integration von Menschen nicht nur ins Arbeitsleben, sondern in das gesellschaftliche Leben insgesamt. Vorangetrieben wird diese Entwicklung, wenn Menschen mit Behinderung möglichst überall sichtbar werden. 

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    Sonja Hauke,
    Personalleitung Caparol, Ober-Ramstadt
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