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Eine schöne Herausforderung

21.05.2023 | Katrin Baginski

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Katrin Baginski

Katrin Baginski arbeitet als Pressereferentin und Texterin für die NRD.

Eine schöne Herausforderung

In den beiden Wohngruppen im Erdgeschoss leben sechs junge Erwachsene. Alle sind Mitte 20 und haben eine schwere geistige Beeinträchtigung. Eine von ihnen hat das Angelmann-Syndrom – eine genetisch bedingte schwere Entwicklungsverzögerung, die oft mit auffälliger Fröhlichkeit und Grobmotorik einhergeht. Andere leiden an schwerer Epilepsie, auch ein junger Mann mit ausgeprägtem Autismus ist dabei. Alle sechs kommunizieren über Mimik und Gestik. Eine sprachliche Verständigung ist ihnen nicht möglich.

„Die Bewohner*innen können ihre Wünsche in der Regel gut darstellen“, erklärt Teamleiterin Birgit Hofmann. „Mit Blicken und Gesten, Mimik und Bewegungen lässt sich vieles ausdrücken.“ Vor zwei Jahren hat sie die Leitung der beiden Wohngruppen übernommen, die sich gegenüberliegenden und durch eine gemeinsame Terrasse und einen großen Garten miteinander verbunden sind. Die jungen Frauen und Männer haben jeweils ein liebevoll eingerichtetes Zimmer. Neben Küche und Wohnzimmer gibt es auch einen Kreativraum und ein Spielzimmer. Der Tagesablauf gleicht auf den ersten Blick dem in anderen Wohngruppen. Die Klient*innen besuchen die Tagesstätte und trudeln mittags oder am Nachmittag wieder ein. Dann wird Musik gehört, ferngesehen, auf dem Sofa entspannt. Überhaupt ist Musik für die jungen Leute ein wichtiger Alltagsbegleiter. Auf den Fluren sind häufig Kinder- und Volkslieder zu hören.

Besonders ist: Die Betreuung der jungen Erwachsenen erfordert viel Aufmerksamkeit. Da sie ihr Handeln nicht steuern können, muss der Aktionsradius überschaubar bleiben. Für das 12-köpfige Team bedeutet das, immer in der Nähe zu sein und zu wissen, was die jungen Leute machen. Auch das Abschließen von Räumen ist unumgänglich. Das mag von außen beklemmend wirken, gibt aber allen Beteiligten Sicherheit. „Für die Klient*innen ist es sehr wichtig, dass wir klar und verlässlich sind, Strukturen und Abläufe einhalten“, macht Birgit Hofmann deutlich. Der Grat zwischen Förderung und Überforderung ist schmal. Ohnehin ist der Anteil an pädagogischer Arbeit in dieser Altersgruppe groß, Tendenz steigend. Birgit Hofmann und ihr Team wissen: Die Arbeit ist anstrengend und intensiv und ihrer Einschätzung nach, auch nur für eine gewisse Zeit gut zu bewältigen. Gleichzeitig sieht man es ihnen an: Alle arbeiten gerne hier, empfinden ihre Arbeit als Herzensangelegenheit.

Offen sein für Ungewohntes

Viele Mitarbeitenden im Team sind Quereinsteiger*innen. Lia Gkvelaitze kommt ursprünglich aus der Gastronomie. Sie betreut hauptsächlich den jungen Autisten Rico*. Dieser ist auch tagsüber in der Wohngruppe, wodurch ihm die soziale Interaktion mit anderen fehlt. Ein Thema, mit dem sich das Team intensiv beschäftigt und versucht Alternativen anzubieten. Wie beispielsweise andere Klient*innen in die Wohngruppe einzuladen, um mehr Kontakt und Austausch zu ermöglichen. Gemeinsam mit Lia unternimmt Rico Spaziergänge in die Umgebung. „In der Nachbarschaft kennt man uns. Ab und zu kommen wir mit Anwohnern ins Gespräch“, erzählt sie.

Auch Katja Piatrova hat vorher etwas anderes gemacht. Sie ist erst seit kurzem dabei. Der Umgang mit Menschen, die nicht sprechen und für sich selbst sorgen können, fiel ihr anfangs schwer. Inzwischen hat sie andere Wege der Kommunikation kennen gelernt. „Wenn Anna* mich ins Büro zieht, weiß ich, dass sie fernsehen will“, gibt Katja ein Beispiel und lacht. Auch ihr macht diese besondere Betreuungsarbeit Spaß. Ihre kurzen Erfahrungen haben sie bereits dazu bewogen, eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin zu beginnen.

Eine verbindende Rolle im Team nimmt die italienische Hauswirtschafterin Giulia Labella ein. Sie sorgt für das leibliche Wohl der Klient*innen, übernimmt Einkäufe und die Wäsche. Auch sie unterstützt bei der Pflege und Versorgung. Mit internen Schulungen will sie ihre Fachkenntnisse ausbauen.

Dennoch gilt die Attraktivität dieser Arbeitsbereiche als eher gering. Zu Themen wie Schichtdienst, Personalmangel und Gehaltsstrukturen kommt der besondere Aufwand. Diese Situation gilt auch für die Wohngruppen in der Wichernstraße. Doch Birgit Hofmann und ihre Kolleg*innen können dem entschieden entgegentreten: „Es ist eine schöne Arbeit, mit wunderbaren Persönlichkeiten.“ Sie wissen, dass sie keinen einfachen Job machen: „Die Arbeit ist anspruchsvoll, aber es ist eine wichtige Aufgabe. Und wir sind ein tolles Team.“

Ein Team, das sich über Verstärkung freut, insbesondere für den Bereich Hilfeplanung, PIT sowie für konzeptionelle und organisatorische Aufgaben. Die Stelle ist ausgeschrieben. Die wichtigste Qualifikation für diesen Job? Das Herz am rechten Fleck. Oder anders gesagt: Eine Extraportion Offenheit, Unerschrockenheit und der Mut, dranzubleiben. 

Herausfordernde Arbeitsfelder mitgestalten!
Kontakt: Birgit Hofmann oder Sandra Pache, Leitung Wohnverbund (sandra.pache@nrd.de)

(* = Namen von der Redaktion geändert.)

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