21.04.2021 | Marlene Broeckers
„Das war für mich das schönste Geschenk“, sagt Reinhard Saal. Kurz vor Weihnachten hat er als Fachdienst berufliche Integration (FBI) für die Dieburger Werkstätten (DiW) erfahren, dass Daniel Hiemenz die Stelle beim Bauhof Dieburg antreten kann. Festangestellt. Und mit Tarifgehalt. Der Sprung in eine reguläre Beschäftigung hat geklappt. Daniel Hiemenz und Nadine Lindner – letztere mit einem Arbeitsvertrag seit dem 1. März in der Hauswirtschaft eines Pflegeheims in Reinheim – sind die ersten ehemaligen Werkstatt-Beschäftigten, deren Arbeitsstelle aus dem Budget für Arbeit mitfinanziert wird.
„Ich habe 14 Jahre
in der Halle gearbeitet. Ich wollte gern richtig Geld verdienen und das am
liebsten an der frischen Luft“, erklärt Daniel Hiemenz. Wir treffen ihn auf dem Spielplatz im Dieburger Wohngebiet Schlangensee, wo er mit seinem
Kollegen Uwe Schroth die Abfalleimer leert und herumliegenden Müll einsammelt.
Seit 2006 war Hiemenz auf einem Außenarbeitsplatz der DiW bei der VW OTLG
tätig, einem großen Logistikunternehmen, das Original-Ersatzteile der Volkswagen
Automobil-Gruppe liefert. „Dort war er einer der Leistungsträger“, berichtet
Reinhard Saal, der Daniel Hiemenz bei der Arbeitssuche unterstützt hat. Er
checkte die Bauhöfe in der Umgebung ab, machte Besuche und telefonierte herum.
In Messel und in Rodgau klappte es nicht. Aber in Dieburg wurden im vergangenen
Dezember zwei Stellen frei. „Eine haben wir intern besetzt, die andere hat
jetzt der Daniel“, sagt Bauhof-Leiter Manfred Witzel. Nach den ersten zwei
Wochen ist er sehr zufrieden mit dem neuen Mitarbeiter, der in der
Straßenreinigung eingesetzt ist.
265 Abfalleimer gibt es im Dieburger Stadtgebiet.
Jeder muss mindestens einmal pro Woche geleert werden. Das ist jetzt die
Aufgabe von Daniel Hiemenz. Noch wird er von Uwe Schroth begleitet, der schon
20 Jahre beim Bauhof ist, aber bald wird Daniel Hiemenz die Tour alleine machen.
Gut, dass er einen Führerschein hat und den kleinen Pickup fahren kann. Auf der
Ladefläche transportiert er die Geräte, die er fürs Reinigen braucht, außerdem die
frischen und die vollen Müllbeutel. Letztere werden in einem Bauhof- Container
für „wilden Müll“ gesammelt, der Inhalt wird nach Gewicht zur Weiterverwertung verkauft.
„Ordnung und Sauberkeit im öffentlichen Raum sind wichtig“, erklärt Manfred
Witzel, „darauf achten die Bürger. Wenn irgendwo ein Eimer überläuft, weil
vielleicht jemand seinen Hausmüll entsorgt hat, kommen schnell Beschwerden.“ Fünf
Tourenpläne hat Witzel für die Abfallräumung erstellt, die im Laufe einer Woche
abgearbeitet werden. Jeder gesäuberte Einsatzort wird abgehakt; was man an
einem Tag nicht geschafft hat, wird am nächsten nachgeholt.
Daniel Hiemenz hat Spaß an seiner neuen Arbeit. Er lernt die ganze Stadt kennen, kommt überall herum und ist gern gesehen. Er wohnt in der Dieburger Altstadt und verdient endlich sein eigenes Geld – ein Vielfaches des früheren Werkstattlohns. Glückwunsch! Frohes Schaffen und allen Beteiligten gutes Gelingen!
Das Budget für Arbeit wurde mit dem Bundesteilhabegesetz eingeführt. Kostenträger dafür ist in Hessen der Landeswohlfahrtsverband. Arbeitsstellen im allgemeinen Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung werden über das Budget für Arbeit mit bis zu 1.300 Euro bezuschusst – ein echter Anreiz für Arbeitgeber, Menschen mit Beeinträchtigung einzustellen. Sollten Probleme zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu lösen sein, ist der Fachdienst des Integrationsamtes gefragt. Denn mit der Festanstellung endet die Beziehung des Arbeitnehmers zur Werkstatt.
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