07.10.2021 | Katrin Baginski
Was macht man nach der Schulzeit, wenn Ideen fehlen, wo es beruflich hingehen soll? Der 18-jährige Leon hat ein Jahr freiwillig auf dem inklusiven Bauernhof der NRD mitgearbeitet, um diese Frage für sich zu klären. Das Besondere daran: Das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) verbindet Arbeit in der Landwirtschaft und soziale Arbeit.
Leon, du warst ein Jahr lang Mitarbeiter
auf dem Sonnenhof im Rahmen eines FÖJ. Wie bist du dazu gekommen?
Ich wusste nach der
Schule nicht genau, was ich machen will. Zuerst wollte ich in einen
Kindergarten gehen, um dort ein Freiwilliges Jahr zu machen. Das hat leider,
auch wegen Corona, nicht geklappt. Die Freiwilligenagentur Volunta nannte mir
dann andere FSJ-Stellen in meiner Nähe, darunter war auch der Sonnenhof. Dass
man dort ein Freiwilliges Ökologisches Jahr machen kann, wusste ich gar nicht.
Wie ging es weiter?
Ich konnte drei Tage
lang auf dem Sonnenhof mitarbeiten und alles kennenlernen. Insbesondere die
Arbeit im Stall und die Verarbeitung von Milch und Kartoffeln. Herr Rose, der
Teamleiter, hat mir gesagt, dass er immer Unterstützung gebrauchen kann. Die
Arbeit hat mir gut gefallen und so habe ich entschieden: Das mache ich!
Der Sonnenhof ist ein Beschäftigungsbetrieb
für Menschen mit Behinderung. Wie war das gemeinsame Arbeiten für dich?
Ich kenne einige
Menschen mit Behinderung, die dort arbeiten. In Mühltal begegnet man sich ja.
Einige der Beschäftigten sind am Wochenende, wenn ich im Verein Fußball
gespielt habe, zum Zuschauen gekommen. Auf dem Hof war der Austausch wie mit
anderen Leuten auch. Wir haben uns alle verstanden. Das fand ich gut. Einige
Beschäftigte reden viel und wiederholen oft, was sie sagen. Das war manchmal
anstrengend. Wenn ich meinen Kopf frei kriegen wollte, bin ich dann durch den
Stall gegangen.
Stallarbeit fängt ja bekanntlich früh
an. Wie sah dein Arbeitsalltag auf dem Sonnenhof aus?
Ich wohne nur 10
Minuten vom Hof entfernt, da konnte ich mit dem Rad zur Arbeit fahren. Um 8 Uhr
ging es los. Zuerst haben wir Arbeitskleidung angezogen und Hände gewaschen, da
in den Produktionsbereichen alles ganz sauber sein muss. Meistens war ich dann
in der Kartoffelverarbeitung. Hier sind auch die meisten Menschen mit
Behinderung beschäftigt. Wir haben die Kartoffeln geschält und Maschinen
befüllt, die daraus Scheiben oder Würfel schneiden. In der Milchverarbeitung
habe ich die pasteurisierte Milch in verschiedene Behälter zur Weiterverarbeitung
abgefüllt. Außerdem habe ich im Stall bei der Versorgung der Kühe mitgeholfen.
Um 17 Uhr war dann Feierabend.
Das war sicher auch anstrengend?
Auf jeden Fall. In der
Milchverarbeitung habe ich am Tag ca. 3-400 Liter Milch abgefüllt. Das habe ich
dann schon gemerkt. Besonders am nächsten Tag. In meiner Mittagspause war ich
daher gerne bei den Tieren im Stall, da konnte ich gut relaxen.
Wie geht es bei dir jetzt weiter? Hast
du Tipps für andere, die sich für ein FÖJ interessieren?
Ich fange jetzt eine
Ausbildung als Fachkraft für Lagerlogistik an. Für mich war das Freiwillige
Jahr eine gute Zeit. Ich kann es anderen nur empfehlen. Mir hat es geholfen,
Zeit zu überbrücken und mal etwas anderes zu machen. Manches hatte ich mir leichter vorgestellt. Man muss auf einem Hof viel tragen
und heben. Manchmal hat mir auch ein bisschen der Abstand gefehlt, um mal meine
Ruhe zu haben. Damit muss man klarkommen.
Was nimmst du für dich mit?
Die Freundschaft mit
den Beschäftigten fand ich echt gut. Wir hatten viel Spaß zusammen. Ich werde
mit einigen auf jeden Fall in Kontakt bleiben. Wir sehen uns im Ort oder ich
besuche sie auf dem Hof.
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