12.11.2018 | Marlene Broeckers
Maria Gottfrieds Werdegang ist ein Beispiel für gelungene Mitarbeiter-Qualifizierung: 2014 übernahm die gebürtige Rumänin in der WG Am Grundweg die Krankheitsvertretung für eine Hauswirtschaftskraft und hat in der Begegnung mit behinderten Menschen ihren Traumberuf gefunden, wie sie heute sagt. Die NRD unterstützte die motivierte Kollegin, sich für die Betreuungsarbeit zu qualifizieren. So wurde aus der Hilfskraft eine Heilerziehungspflegerin – eine großartige Entwicklung für alle Beteiligten.
„Ich habe sehr schnell gemerkt,
dass dies hier mein berufliches Zuhause ist“, erzählt Maria Gottfried. „Die
Bewohner*innen sind mir gleich ans Herz gewachsen, die Arbeit hat mich sehr interessiert,
also habe ich mich bemüht, in der NRD ein langfristiges Arbeitsverhältnis zu
bekommen.“ Dies war zunächst im Kinder- und Jugendhaus in der Klausenburger
Straße in Darmstadt möglich, wo Maria Gottfried eine 60-Prozent-Stelle bekam: „Zusätzlich
blieb ich mit 15 Prozent in Seeheim, denn ich wollte mich nicht trennen und
wäre am liebsten ganz dort geblieben.“ Im Gespräch mit ihrem Wohnverbundsleiter
Frank Weiss Fudisch erfuhr sie, dass es eine Perspektive gibt, Voraussetzung wäre
allerdings eine berufliche Qualifikation, zum Beispiel Heilerziehungspflege.
„Die
Vorstellung, mit 39 Jahren nochmal für zwei Jahre ganztags zur Schule zu gehen,
hat mich zuerst erschreckt“, berichtet die gelernte Chemielaborantin, „vor
allem aber fragte ich mich, wovon ich in dieser Zeit leben soll.“ Hier kam die
Personalreferentin Christiane Delp hilfreich ins Spiel. Zusammen mit Frank Weiss
Fudisch fand sie die Lösung, die für Maria Gottfried zwei Jahre harte Arbeit
bedeutete: Tagsüber besuchte sie die Alice-Eleonoren-Schule in Darmstadt, am
Nachmittag rückte sie Am Grundweg zum Spätdienst an. „Es war eine schwere Zeit,
aber ich bin so dankbar, dass mir diese Möglichkeit angeboten wurde“, so Maria
Gottfried, „auch die Kolleg*innen in Seeheim haben viel Verständnis dafür
gezeigt, dass ich keine wechselnden Dienste machen konnte.“
Die Ausbildung
selbst bereitete ihr keine Schwierigkeiten. „Alles war sehr interessant und ich
konnte es von Anfang an mit der Praxis in Beziehung setzen.“ Für ihre
Abschlussarbeit wählte sie ein Projekt für eine Bewohnerin aus Seeheim. Es ging
darum, der Dame, die mit Übergewicht zu kämpfen hat, Freude an mehr Bewegung zu
vermitteln. „Ich arbeitete darauf hin, mit ihr ein Fitness-Studio für Frauen in
Darmstadt zu besuchen“, berichtet Maria Gottfried, „und das hat gut geklappt.
Nach dem ersten Besuch sagte die Dame auf der Rückfahrt zu mir ‚Wieder hingehen!‘,
und wir waren beide glücklich.“
„Die Ausbildung ist wichtig“, sagt sie
rückblickend, „ich habe mir viel Theorie und Wissen angeeignet, um den Beruf
besser zu verstehen. Es geht um mehr als Betreuung. Die Wahrnehmung ist
wichtig. Genau darauf zu achten, welche Bedürfnisse ein Mensch hat und welche
Ressourcen in ihm schlummern. Es geht darum, jeder Individualität gerecht zu
werden.“
Drei Jahre hat Maria Gottfried auf Shopping und Urlaub verzichtet, um
ihr Ziel zu erreichen, denn auf die beiden Schuljahre folgte noch ein Anerkennungsjahr
Am Grundweg. „Aber ich habe es geschafft, und das macht mich stolz. Ich habe
mir mein Ziel immer vor Augen gehalten, und es hat mich immer motiviert, an die
nächsten Schulferien zu denken.“
Der Einsatz von Maria Gottfried hat auch
andere motiviert. Ihre Kollegin Irina Wunder, die aus Russland stammt und dort
eine Ausbildung als Luftfahrtechnikerin absolviert hat, folgt ihrem Beispiel
und hat im August ihre Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin begonnen.
„Mein
Herz ist hier in Seeheim. Ich habe hier ein inneres Wohlgefühl von Anfang an
und möchte gern hier arbeiten, bis ich in Rente gehe“, sagt sie. Dies dürfte
bei allen Beteiligten auf Zustimmung stoßen: „Die Maria ist klasse, wir sind
froh, dass sie da ist“, sagt ihre Kollegin Carolin Dörner, die schon seit 1991 in
der NRD tätig ist. Auch die Bewohner fühlen sich offenbar wohl in Maria
Gottfrieds Gegenwart. Drei Rentner sitzen mit am Tisch, als wir unser Gespräch
führen. Sie sind mucksmäuschenstill und lauschen aufmerksam, denn Maria hat
offenbar etwas Wichtiges zu erzählen.
Ihr Schlusssatz: „Mein großer Dank gilt allen Kolleg*innen hier, meinem Teamleiter Michael Soeder, Frank Weiss Fudisch und Christiane Delp!“
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