23.12.2022 | Katrin Baginski
Seit der Gründung des neuen Geschäftsbereichs „KiJuFa“ ist fast ein Jahr vergangen. Alle Angebote für Kinder und Jugendliche in Hessen befinden sich jetzt in seiner Zuständigkeit. Wie geht es nun weiter?
Ein neuer Verwaltungssitz, neue Gesichter und Kolleg*innen, veränderte
Verantwortlichkeiten, neue Aufgaben: Der Geschäftsbereich Kinder, Jugend und
Familie (KiJuFa) befindet sich zurzeit in einer umfangreichen Abstimmungsphase.
Zumindest für einen Teil der Mitarbeitenden gehört dazu auch das Zurechtfinden und
Kennenlernen der Prozesse innerhalb der NRD. Die Stiftung mit ihrer regionalen
Verwaltungsstruktur besteht aus über 2.500 Mitarbeitenden, von denen fast 2/3 Aufgaben
in der Begleitung von Erwachsenen mit Unterstützungsbedarf übernehmen. Für die rund
500 Mitarbeitenden im Bereich KiJuFa ergeben sich an vielen Stellen neue
Abläufe und Anforderungen. Ein Prozess, der die NRD insgesamt verändert und Zeit
und Geduld erfordert. Schließlich geht es um ein großes Ziel: ein wegweisendes
Modell für eine inklusive Jugendhilfe.
Geschäftsbereichsleiterin Nicole Steigler beschreibt die aktuelle Situation: „Unsere
Aufgabe ist es, intern wie extern verständlich zu machen, was ist eigentlich KiJuFa?
Und: Wie können wir für ein umfangreiches Leistungspaket, hinter dem zurzeit noch
zwei unterschiedliche Rechtskreise stehen, eine gemeinsame, zukunftsfähige
Organisationsstruktur entwickeln?“
Formal lässt sich der Geschäftsbereich KiJuFa in drei große Arbeitsbereiche einteilen: es gibt die Erziehungshilfe oder klassische Jugendhilfe, zweitens den Bereich der Kindertagesstätten und Beratungsangebote sowie unterschiedliche Teilhabeangebote für Kinder und Jugendliche mit Unterstützungsbedarf. Da pädagogische Inhalte und individuelle Bedarfe zunehmend miteinander verschmelzen, sind auch die Anteile an Jugendhilfe- und Teilhabeleistungen unterschiedlich. „Jedes unserer Angebote für junge Menschen ist anders, besitzt eigene Abläufe und eine bestimmte Arbeitskultur“, macht Nicole Steigler deutlich. „Wir müssen klären, welche Schnittstellen und Besonderheiten es gibt, wo einheitliche Regelungen und wo eigenständige Prozesse notwendig sind.“
„Wir befinden uns in einem grundlegenden Orientierungsprozess, der die NRD nachhaltig verändern wird.“
Seit Sommer findet auf der gesamten KiJuFa-Leitungsebene ein intensiver
Austausch statt. Im nächsten Schritt sollen dann die Teamleitungen und
Fachberatungen in die Abstimmungsprozesse eingebunden werden. Parallel werden mit
den einzelnen Kostenträgern neue Vorgehensweisen erarbeitet und angestoßen. Die
Neuausrichtung der Angebote für junge Menschen ist ein Prozess, der sich entwickeln
muss. Für das Gesamtportfolio der Stiftung ist sie ein Gewinn. Das spiegeln die
folgenden Einschätzungen der Kolleg*innen wider.
Foto oben: Offizieller Auftakt - der "Tag der offenen Tür" im Oktober bot Kolleg*innen, Nachbarn und Kooperationspartner*innen Gelegenheit zum Austausch und Kennenlernen.
„Zukünftig inklusiv denken“
Es ist unser großer Vorteil, dass wir das Know-how aus Jugendhilfe und Eingliederungshilfe zusammen unter einem Dach haben. Die Verbindung beider Expertisen wird in Zukunft immer wichtiger werden. Alles, was wir planen, muss inklusiv gedacht werden.
Mit unserer Wohngruppe in Bensheim gehen wir hier einen
ersten Schritt in die Praxis. Die Zusammenarbeit mit den Kostenträgen vor Ort klappt
sehr gut. Herausforderung bleibt die Entwicklung einer Finanzierungssystematik,
die die Leistungen aus beiden Bereichen sinnvoll abbildet.
Daniel Bialon, Regionalleitung Bergstraße
„Gleiche Grundlage für alle Kinder“
Ich habe nie verstanden, warum junge Menschen mit Unterstützungsbedarf nicht in die Zuständigkeit des Jugendamtes gehören. Es besteht immer ein pädagogischer und beratender Bedarf zu dem pflegerische Bedürfnisse hinzukommen können. In Mühltal haben wir bereits eine Wohngruppe in der Kinder und Jugendliche mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen betreut werden.
Sich gleichzeitig in die Prozesse der Jugendhilfe reinzudenken und diese mit der Teilhabe abzugleichen, ist sehr komplex. Ich freue mich über die hohe Fachlichkeit der Kolleg*innen und das gute Miteinander.
Christiane Busch, Regionalleitung Darmstadt-Dieburg
„Wir sortieren uns völlig neu“
Unsere
Angebote liefen bislang relativ selbständig. Jetzt sortieren wir uns völlig
neu. Das ist ein spannender Prozess. An vielen Stellen treffen wir dabei auf
sehr hilfsbereite und geduldige Kolleg*innen.
Martina Tonollo, Regionalleitung Groß-Gerau
„Es wächst zusammen, was zusammengehört“
In der Vergangenheit
waren wir im FuD oft in Prozesse eingebunden, in die wir eigentlich nicht gepasst
haben, da der Schwerpunkt auf den Erwachsenen lag. Jetzt stehen die Kinder und
Jugendlichen im Mittelpunkt, das eint uns und lässt uns selbstbewusst in die
Zukunft blicken. Es ist nicht einfach, wenn zwei Bereiche mit einer unterschiedlichen
Historie zusammenwachsen, aber es ist auch sehr bereichernd. Wir wollen diese
Chance nutzen und mit dem Besten aus beiden Bereichen etwas Neues schaffen.
Heike Rittiger, Leitung Familien unterstützender Dienst (FuD)
„Ein großes
Experimentierfeld“
Ich erlebe das Zusammenwachsen mittlerweile sehr
positiv . Die Zusammenarbeit mit zentralen Abteilungen wie PersM oder der
IT finde ich sehr wertvoll. Aber es braucht auch Zeit, um die unterschiedlichen
Erwartungshaltungen und Anforderungen zu verstehen.
Der Kita-Bereich ist eine eigene Welt. Zielgruppe und Mitarbeiterschaft
unterscheidet sich von den anderen KiJuFa-Bereichen. Unser Tagesgeschäft wird
zurzeit durch einige Krisensituationen bestimmt. Das wirkt sich auch auf das
Zusammenwachsen aus. Wer steigt schon gerne in die Krisen anderer ein? Hier erfahre
ich eine große Bereitschaft, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen.
Arne Kirchner, Bereichsleitung Kitas/Familienzentren
„Stärkung nach innen und außen“
Der Bereich Kinder und Jugendliche erhält jetzt innerhalb der
NRD und auch von außen eine größere Aufmerksamkeit. Viele Erwachsene, die über
die NRD betreut werden, haben bereits in ihrer Kindheit Unterstützungsangebote
erhalten. Das wurde bisher nicht so deutlich wahrgenommen, zumindest nicht
spürbar.
Das „Mehr“ an Terminen und Abstimmungen im Veränderungsprozess erlebe ich als
sinnvoll und unverzichtbar, aber oft auch als große Herausforderung, da solche
Prozesse sehr aufwendig sind.
Jutta Babion, Leitung Frühförder- und Beratungsstelle
Gut zu wissen: Auch in Rheinland-Pfalz bietet die NRD am Standort Jugenheim Leistungen der Jugendhilfe an.
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