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Leben wie alle

13.08.2019 | Hanna Bergmann

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Hanna Bergmann

Hanna Bergmann ist Referentin für Kommunikation der NRD. Ihr Einsatzgebiet ist der Regionalverbund Rheinland-Pfalz.

Leben wie alle

„Hier bleibe ich“, sagt Anne Vocke und tippt mit ihrem rechten Zeigefinger ein paar Mal auf den Tisch, um ihrer Aussage Nachdruck zu verleihen. Die 54-Jährige ist eine von neun Bewohner*innen, die im Herbst 2018 aus ihren Zimmern im Wohnverbund der Nieder- Ramstädter Diakonie (NRD) in der Mainzer Hegelstraße ausgezogen sind. Ihr neues Zuhause liegt nur ein paar Meter weiter, im Neubau, den die NRD gemeinsam mit der evangelischen Emmauskirchengemeinde der Stadt Mainz gebaut hat.

Ausschlaggebend für die ersten Planungen dazu war u. a. die Tatsache, dass das Bestandsgebäude der NRD zum Teil noch das nicht mehr zeitgemäße Wohnen in Doppelzimmern vorsah und langfristig einer umfassenden Sanierung bedarf. Gleichzeitig hatte die benachbarte Kindertagesstätte der Emmausgemeinde mit maroden Bausubstanzen und Schimmel zu kämpfen und musste schließen. Schnell war die Idee eines gemeinsamen Neubaus da und 2015 wurde das Architekturbüro „Heidacker“ für dieses Projekt beauftragt.

Rund drei Jahre später war dann auch für jeden sichtbar, was hinter den Ideen steckte: ein moderner Neubau mit inklusivem Konzept. Unter dem Motto „3 Höfe und 1 Haus“ ist ein zweistöckiges Gebäude mit drei Flügeln entstanden. Es bietet im Erdgeschoss Platz für zwei Kita-Gruppen mit je 22 Kinder und eine Krippengruppe mit bis zu zehn Kindern. Die Kita setzt auf ein inklusives Miteinander und begrüßt die Betreuung von Kindern mit speziellen Bedürfnissen ebenso wie die Mitarbeit von Menschen mit Beeinträchtigung. Im zweiten Stock befinden sich die Büroräume des Regionalverbundes der NRD in Rheinland-Pfalz und im Ostflügel des Gebäudes sieben, barrierefreie Ein- und Zweizimmerapartments – alle sowohl über einen Fahrstuhl als auch eine Treppe zugänglich. Die dreiflüglige Konstruktion bietet dabei drei geschützte Außenbereiche: den Wohnhof, den Spielhof und den Kirchhof.

In einem der Einzimmerapartments wohnt Anne Vocke. Zuvor hatte sie zehn Jahre im Doppelzimmer und anschließend zehn Jahre in einem Einzelzimmer im Mainzer Wohnverbund gelebt. „Frau Vocke hat schon immer vom Umziehen in eine eigene Wohnung geträumt“, erinnert sich ihr Bezugsbetreuer Dietmar Meister. „Als dann das Neubauprojekt in direkter Nachbarschaft zustande kam, wurde ein möglicher Umzug für sie greifbar.“ Heute freut sich die leidenschaftliche Mainz 05-Anhängerin sichtlich über ihre eigenen vier Wände und empfängt gerne Besuch. In ihrer Wohnung mit einem kleinen Bad, einer Küchenzeile und einem Balkon kommt sie sehr gut zurecht. „In meinem vorigen Zuhause war mir oft viel zu viel los, viel zu viele Leute“, beschreibt sie. Dietmar Meister ergänzt: „Hier hat sie genau die Rückzugsmöglichkeit, die sie braucht. Seit sie hier wohnt, ist sie viel ruhiger und auch selbständiger geworden. Als ihr Bezugsbetreuer schaue ich, wo noch Unterstützung nötig ist.“ Dietmar Meister ist dabei aber nicht alleine. Er und seine acht Teamkolleg*innen decken abwechselnd die verschiedenen Bereiche der erforderlichen Unterstützung ab. Sie übernehmen beispielsweise pflegerische Tätigkeiten, organisieren und begleiten Arztbesuche oder bringen sich in der Freizeitorganisation ein.

Dennoch gestaltet Anne Vocke ihren Alltag selbstbestimmt. Ein einfaches Frühstück und Abendessen bereitet sie selbständig zu. Wenn ihr nach Gesellschaft ist, schaut sie im Wohnverbund vorbei oder verabredet sich mit ihrer Nachbarin zum Spieleabend. „Wir spielen am liebsten ‚Mensch ärgere dich nicht‘, bei ihr oder mir auf dem Balkon.“ Außerdem ist für die 54-Jährige die gute Lage im Mainzer Münchfeld sehr praktisch – dem familiären Stadtteil aus Reihenhäusern und Wohnblocks mit guter Verkehrsanbindung zur Innenstadt und einer ebenso guten Infrastruktur. Regelmäßig geht sie im nur wenige Minuten entfernten Rewe zum Einkaufen. Auch zu ihrer Arbeit bei der Mainzer WfbM „in.betrieb“ ist es nicht weit. Zudem kann sie ihre Freizeit hier prima gestalten „Jeden Dienstag bin ich in Mainz-Laubenheim beim ‚Rolli-Ballsport‘ und jeden Sonntag gehe ich zum Gottesdienst“, erzählt sie. Wer die Einrichtung ihrer Wohnung sieht, die liebevoll mit zahlreichen Mainz 05-Accessoires dekoriert ist, kann sich auch schon vorstellen, was Anne Vocke hin und wieder am Wochenende macht: Sie fährt ins Stadion und feuert ihre Mannschaft an. Begleitet wird sie dabei von ihrer sehr engagierten gesetzlichen Betreuerin, Elke Mohr, die sich auch darüber hinaus häufig mit Anne Vocke trifft.

Im Zuge der Regionalisierung der Wohnangebote, die die NRD schon seit vielen Jahren in Hessen und Rheinhessen umsetzt, werden weitere Projekte dieser Art folgen. In ähnlicher Weise wie in Mainz plant die NRD beispielsweise im rheinland-pfälzischen Oppenheim ein neues Gebäude, das für 16 Menschen mit Beeinträchtigung ein neues, modernes Zuhause bieten wird. Darüber hinaus werden die bestehenden Standorte der NRD angepasst und die letzten noch vorhandenen Doppelzimmer abgebaut, um auch dort ein zeitgemäßes Wohnen in Apartments und Wohngemeinschaften anzubieten. Mit diesem Vorhaben folgt die Nieder-Ramstädter Diakonie auch dem Leitsatz der rheinland-pfälzischen Landesregierung für ihre Politik von und für Menschen mit Behinderung: „Leben wie alle – mittendrin und von Anfang an.“

Foto: Andreas Nink
                                         

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