Wenn Sie hier klicken, erlauben Sie die Anzeige des Spendenbuttons. Datenschutzinformationen

Ohne Angst verschieden sein

04.09.2017 | Marlene Broeckers

Autor

$author

Marlene Broeckers

Texterin der NRD

Ohne Angst verschieden sein

Inklusion ist Bürgerschaft. Das leuchtete mir unmittelbar ein, als ich in Zwingenberg den wöchentlich stattfindenden Mittagstisch für SeniorInnen im Bürgerhaus besuchte. Die aktiven Mitglieder des Vereins „Zwingenberger Mittagstisch“ kochen einmal die Woche in der Melibokushalle ein Mittagessen für inzwischen über 60 Senioren.

Ein Mensch hatte die Idee und konnte andere begeistern, mitzumachen. Das ist Bürgerschaft. BürgerInnen erkennen, was die Gemeinschaft braucht. Und treten an, um das, was gebraucht wird, zu tun. Sie tun es für andere, weil ihnen klar ist, dass sie selbst auch einmal die anderen sein werden. Das ist Inklusion.

Wir alle waren einmal klein und hilflos, abhängig davon, dass jemand für uns sorgt. Und wir alle werden, wenn ein früher Tod uns nicht daran hindert, irgendwann alt und vielleicht hilflos und dann wieder abhängig davon sein, dass andere für uns sorgen. Und auch in der Zeit dazwischen, wenn wir größer und stärker werden, brauchen wir immer andere und andere uns, um da sein zu können.

Die einfache Tatsache anzuerkennen, dass wir unser Leben lang Abhängige sind, führt vernünftigerweise zur Inklusion. Und zur Bereitschaft, zu geben, was man kann, um nehmen zu können, was man braucht. Das Wort „Bürger“ kommt aus dem althochdeutschen Wort für Schutz.

Aber die Menschen sind nicht gleich, sondern verschieden. Nicht alle sind in der Lage, für andere zu sorgen und diese zu schützen, sondern brauchen ihr Leben lang andere, um versorgt und geschützt zu sein. Mit vielen dieser Menschen haben wir in der NRD und insbesondere in der Behindertenhilfe zu tun.

Wo ist da Bürgerschaft zu sehen, wenn nur die einen für die anderen sorgen? Inwiefern sind Menschen mit Beeinträchtigung also Mitbürger?

Ich denke, Menschen mit Behinderung sind überaus wichtige Mitbürger, denn sie zeigen uns ihre und unsere Menschlichkeit. Sie zwingen uns, in der auf Leistungsoptimierung und Geschwindigkeit immer mehr programmierten Welt, auf die wichtigsten Dinge zu achten, die ein Mensch braucht: So wie er oder sie ist, da sein zu dürfen. Und sie geben uns dafür, wenn sie nicht sprechen können, ihr Lächeln.

Menschen mit Behinderung können Rechenkünstler sein und sich im Weltraum auskennen. Sie merken sich ein Geburtsdatum, das sie einmal gehört haben, und können dann jederzeit spontan sagen, an welchem Wochentag der Geburtstag im Jahr 20XX ist. Sie malen wunderbare Bilder und spielen Theater. Vor allem aber spüren sie. Ob jemand Angst hat oder traurig ist. Ob jemand ehrlich ist oder eine Rolle spielt. Im emotionalen Spürsinn sind sogenannte Menschen mit Behinderung die höher Begabten.

Deshalb ist es gut, dass sie mehr und mehr in Erscheinung treten, sich als Mitbürger zeigen. Ich glaube: Aus einer anfänglich unerfahrenen „Zumutung“ für beide Seiten wird ein Gewinn für alle. Warum sollten ältere Menschen Angst davor haben, mit einem Rollator gesehen zu werden, wenn viele Rollifahrer unterwegs sind? Warum sollten Menschen sich schämen, einen Speisekarte oder einen Fahrplan nicht lesen zu können, weil sie Einwanderer sind und sehen, dass andere auch nachfragen müssen?

Helfen wir einander!

Bürgerschaft ist inklusiv. Und das bedeutet, ohne Angst verschieden sein zu können.

0  Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar zu dieser Seite

Antwort auf:  Direkt auf das Thema antworten

Stiftung Nieder-Ramstädter Diakonie

© Stiftung Nieder-Ramstädter Diakonie
Bodelschwinghweg 5  -  64367 Mühltal  -  Tel.: (06151) 149-0  -  Fax: (06151) 144117  -  E-Mail: info@nrd.de

Folgen Sie uns auf dem NRD-Blog

Datenschutzhinweis

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Bei Cookies unserer Partner (z. B. Altruja für Spenden) können Sie selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen. Datenschutzinformationen