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Ramadan: 18 Stunden täglich fasten

04.07.2016 | Marlene Broeckers

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Marlene Broeckers

Texterin der NRD

Ramadan: 18 Stunden täglich fasten

Ramadan, der neunte Monat des islamischen Mondkalenders ist der Fastenmonat. Vier Wochen lang sollen erwachsene Muslime während dieser Zeit fasten, das heißt zwischen Sonnenaufgang und – untergang nichts essen oder trinken. Mit den Mondphasen bewegen sich Beginn und Ende des Ramadan durch alle Monate und Jahreszeiten. Der Ramadan 2016 hat am 6. Juni begonnen und endet am 4. Juli. Wer das Fastengebot befolgt, darf in dieser Zeit 18 Stunden am Tag weder Speisen noch Getränke zu sich nehmen. Ist das auszuhalten? Die NRD-Kollegin Bahar Atmaca, 24, gibt im Gespräch Auskunft.

Ihre Arbeit im Rechnungswesen der NRD-Verwaltung macht Bahar Atmaca ruhig, flott und freundlich wie immer. Dass sie schweren Verzicht übt, sieht man ihr nicht an. „Es ist auszuhalten“, sagt sie, „nichts zu essen, ist eigentlich gar kein Problem. Nichts zu trinken, schon eher“.

Nur zwischen 21:45 Uhr und 3:30 Uhr dürfen fastende Muslime in diesem Ramadan etwas zu sich nehmen. „Meistens stecke ich mir um kurz vor halb Vier noch etwas Süßes in den Mund, bevor das Fasten weitergeht“, sagt die Kollegin lachend.

Das Fasten ist einer der fünf Säulen des Islam (die anderen sind das öffentliche Gottesbekenntnis, das tägliche Beten, das Almosengeben und – einmal im Leben - die Pilgerfahrt nach Mekka) und jeder gesunde erwachsene Muslim sollte den Ramadan einhalten. „Doch es ist freiwillig“, erklärt Bahar Atmaca, „jeder muss das für sich selbst entscheiden. Ich habe unter meinem Freunden auch viele Muslime, die nicht fasten, ich bin da eher die Ausnahme.“ Kinder vor der Pubertät, kranke und alte Menschen sind vom Fastengebot ausgenommen, ebenso Frauen während der Menstruation. Wer eine anstrengende Reise unternimmt oder körperlich hart arbeitet, kann das Fasten einschränken, es ganz sein lassen und soll es nach Möglichkeit zu anderen Zeiten nachholen.

Ramadan bedeutet übersetzt „der heiße Monat“, das geht auf die innere Hitze zurück, die durch ein großes Durstgefühl ausgelöst werden kann. Im Ramadan hat der Überlieferung nach der Prophet Mohammed im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung die ersten göttlichen Offenbarungen empfangen. In der Fastenzeit soll der Mensch seine Beziehung zu Gott und den Mitmenschen festigen. Der Verzicht auf Speise und Trank hat im Islam denselben Sinn wie jedes (religiös) motivierte Fasten: Der Mensch soll zur Ruhe kommen, sich besinnen und bewusster als im übrigen Jahr nach Innen schauen.   „Wenn möglich, soll man während eines Ramadans den ganzen Koran einmal lesen“, erklärt Bahar Atmaca, deren Familie aus der Türkei stammt. Sie versucht nach Möglichkeit in diesem Monat mehr zu beten und im Koran zu lesen, wie vorgeschrieben auf Arabisch. Das hat sie in der Moschee gelernt. „Man sagt, dass die Worte des Korans nur auf Arabisch wirklich erfasst, aber nicht korrekt übersetzt werden können“, erklärt sie.

Ob es in der NRD weitere Muslime gibt, die ebenfalls fasten, weiß Bahar Atmaca nicht. „Meine KollegInnen sind jedenfalls jetzt besonders nett zu mir“, sagt sie, „sie bemühen sich, in meiner Gegenwart nicht zu essen und entschuldigen sich, wenn es doch passiert. Aber das ist gar nicht nötig. Sie bewundern auch, wie ich das durchhalte. Diese Anerkennung tut natürlich gut“.

Bald ist es geschafft. Am 4. Juli ist der letzte Tag, dann wird mit dem Zuckerfest das Ende des Ramadans gefeiert. „Zuckerfest“ – der Name verrät, dass es an diesem Tag besonders viele leckere Sachen zu essen gibt. Bahar Atmaca nimmt, wenn möglich, an diesem Tag Urlaub, denn es ist ein großes Familienfest, das in der Türkei vier Tage lang gefeiert wird. Den älteren Familienmitgliedern wird am Zuckerfest besonderer Respekt gezollt, Kinder werden mit Süßigkeiten und mit Geld beschenkt. „Da mein Großvater in der Türkei ist, besuchen wir an diesem Tag mit der ganzen Familie zuerst einen älteren Onkel. Die jüngeren Kinder küssen dem Onkel die Hand und berühren anschließend mit dem Handrücken ihre Stirn. So zeigen sie ihren Respekt und bekommen dafür Süßigkeiten. Nachmittags und abends besucht man weitere Verwandte oder auch Bekannte, um mit ihnen zu essen und zu feiern.

Arme Menschen, nicht nur Verwandte, sollen besonders an diesem Tag mit guten Speisen beschenkt werden. Aber auch grundsätzlich sollen Muslime einen Teil ihres Vermögens als Almosen oder Spenden   regelmäßige wie eine Steuer entrichten, um Not und Armut zu lindern.             

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