23.11.2020 | Marlene Broeckers
Die dunkle Jahreszeit unter Corona-Bedingungen gut zu überstehen – das ist eine Herausforderung für uns alle, insbesondere aber für die Kolleg*innen, die in der Betreuung tätig sind. Sie müssen nicht nur auf sich selbst und ihre Lieben achten, sondern sich auch privat so verhalten, dass die Gefahr, eine Infektion in die NRD hineinzutragen, möglichst kleingehalten wird. Als die Pandemie im Frühjahr begann, kam uns allen das schöne Wetter zu Hilfe. Sonnenschein und blauer Himmel hellten die Stimmung auf und machten es möglich, sich viel im Freien aufzuhalten.
Inzwischen haben alle viel
Erfahrung im Umgang mit der Pandemie gesammelt. Abstands- und Hygieneregeln
sind verinnerlicht. An die Masken haben wir uns gewöhnt, und auch daran, mehr
mit den Augen zu lächeln. Mit dem sogenannten „leichten Lockdown“, der Anfang
November verhängt wurde, hat die Winterzeit begonnen – die übliche Vorfreude
auf die Weihnachtszeit ist jedoch kräftig gedämpft. Wie schaffen es unsere Kolleg*innen
in der Betreuung, trotzdem für gute Stimmung zu sorgen?
„Ja, das ist ein hohes
Ziel zurzeit, dass die Menschen nicht allzu traurig werden und nur noch auf das
schauen, was sie alles jetzt nicht dürfen“, meint Heilerziehungspflegerin
Stefanie Schönherr, die seit 2004 im Haus Wichernstraße 3 in Mühltal tätig ist.
Hier leben Menschen, die durchaus kapieren, was los ist und sich in ihrer
Freiheit stark eingeschränkt fühlen. Sehr betrübt haben sie registriert, dass
ein Besuch auf dem Darmstädter Weihnachtsmarkt dieses Jahr nicht möglich ist. „Ich
habe sie gefragt, was ihnen denn beim Weihnachtsmarkt das Wichtigste ist“,
berichtet Stefanie Schönherr, „die Antworten waren: Bratwurst mit Brötchen
essen, die weihnachtliche Beleuchtung und die Musik und gebrannte Mandeln.“ Das
müsste doch auch in unserem Garten zu machen sein, dachte sich die Kollegin und
legte sogleich fest, dass sie ihr Dienstwochenende Anfang Dezember nutzen wird,
um im Garten der Wichernstraße 3 einen kleinen Weihnachtsmarkt aufzuziehen.
Auch
für die Feier von St. Martin am 11. November eignete sich der Garten gut. Es
gab Punsch und Weckmänner, kleine selbst gebastelte Laternen und Martinslieder
vom Kassettenrecorder. Und dann noch ein Festessen im Café Florian: Martinsgans
mit Rotkohl und Kartoffelklößen. Außerdem hat Stefanie Schönherr einen
individuellen Adventskalender für die 17 Bewohner*innen gebastelt, „ganz
einfach aus weißen Brottüten mit einer persönlichen Botschaft“, berichtet sie.
Jede Tüte wurde nummeriert, die jedem Einzelnen zugeordnete Zahl wurde den
Bewohner*innen genannt, so dass jede*r weiß, wann sie oder er an der Reihe ist,
eine Tüte zu öffnen. „Die übrigen sieben Tüten sind dann für Kolleg*innen“,
erklärt Stefanie Schönherr. Dass auch die Mitarbeitenden eine Freude verdient
haben, steht außer Frage. Zum Team Wichernstraße 3 gehören allein vier
Kolleg*innen, die aus gesundheitlichen Gründen zur Risikogruppe gehören. Es
wurde schon im Frühjahr ein Weg gefunden, sie so einzusetzen, dass sie das Team
unterstützen, ohne dabei in direkten Kontakt mit den Klient*innen zu kommen.
Und auch das Kunststück, eine Bewohnerin, die operiert werden musste, über
einige Tage hinweg im Krankenhaus zu begleiten, ist trotz des engen Dienstplans
gelungen. Wenn das kein Grund zur Freude ist!
Ein schönes Angebot haben sich Layza
Barda und Alex Völker mit Klient*innen in Offenbach ausgedacht. Beide sind im
2. Ausbildungsjahr zu Heilerziehungspflege und machen derzeit ein Praktikum in
der NRD. Im Haus Gerberstraße 17 hatten die NRD’ler einen Aushang gefunden, der
dazu aufrief, sich an der Aktion Laternenfenster zu beteiligen: Laternen
basteln und diese abends ins Fenster oder auf den Balkon stellen, so dass Menschen
auch im Vorbeigehen den schönen Anblick genießen können. „Wir haben mit fünf
Klienten gebastelt und dabei auch Recycling-Material verwendet. Für die
Laternen nutzten wir PET-Flaschen und die Klienten ließen sich bei der
Gestaltung vom Thema „Ufo“ inspirieren, zur Beleuchtung haben wir LED-Lämpchen
besorgt. Es sind sieben interessante Objekte entstanden, außerdem haben wir
noch einige Sterne für die Fenster erstellt. Den Bewohnern hat es große Freude
gemacht, kreativ zu sein und noch mehr freuen sie sich, wenn wir abends gemeinsam
die Lichter anschalten und alles zum Leuchten bringen.“
Auch im Mainzer Wohnverbund der NRD versucht man es sich unter den bestehenden Corona-Bedingungen so schön wie möglich zu machen. Anstelle der großen gemeinschaftlichen Weihnachtsfeier werden die Bewohner*innen in kleinen Gruppen zusammenkommen und in festlicher Atmosphäre ein leckeres Abendessen genießen – nicht selbst gekocht sondern extra für diesen Anlass von einem Caterer bestellt. Eine weitere schöne Nachricht für die Bewohner*innen und Mitarbeitenden: Auf eine Weihnachtsandacht müssen sie auch in diesem Jahr nicht verzichten. „Der Pfarrer unserer Kirchengemeinde hat mir zugesagt, dass er am zweiten Weihnachtsfeiertag eine kleine Weihnachtsandacht im Haus macht“, freut sich Wohnverbundsleiter Peter Thiele.
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