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Zur Ruhe kommen beim Snoezelen

21.10.2016 |  Gastautor

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Zur Ruhe kommen beim Snoezelen

Vom Bett bis zu den Möbeln ist der Raum komplett weiß und sieht nicht besonders einladend aus. Aber als Kerstin Wendt, Teamleiterin in der Tagesstätte in Mühltal, das Licht anschaltet, tanzen kleine Ringe in blauem Licht und die Wassersäulen beginnen zu blubbern. Aus den Musixboxen klingt leise Musik. Sofort fängt der entspannende Effekt des sogenannten Snoezelen-Raums an, zu wirken.

Das „Snoezelen“ wurde in den Niederlanden entwickelt. Der Begriff setzt sich aus den Verben „snuffelen“ (schnuppern) und „doezelen“ (dösen) zusammen. Ein Snoezelen-Raum muss weiß und gut belüftet sein. Er ist mit Betten und bequemen Sitzmöglichkeiten ausgestattet. In der NRD steht sogar ein Wasserbett, das sich erhitzen lässt und mit dem Beat einer Melodie pulsieren kann. Außerdem besitzt der Snoezelen-Raum Projektoren und Lichtquellen, mit denen man verschiedenartige visuelle Effekte oder Bilder erzeugen kann. Er ist angenehm warm und es ertönen leise Melodien. Auch verschiedene Düfte können eingesetzt werden. Der Raum in der NRD bietet zudem einige Ecken, die mit verschiedenen Fellen und berührfreundlichen Dingen ausgestattet sind. Beliebt sind auch die vibrierenden Wassersäulen und Farbdrehscheiben.

Der Ablauf des Aufenthalts im Snoezelen-Raum wird auf die Vorlieben der Klienten abgestimmt. Es dürfen nicht zu viele Reize gleichzeitig auf den Klienten einwirken, denn sonst kann eine Reizüberflutung entstehen und er kann sich nicht richtig entspannen. Die Effekte können daher jederzeit vom Betreuer geändert werden.

Kerstin Wendt erklärt den therapeutischen Sinn des Snoezelens: „Die schwerbehinderten Menschen können dadurch oftmals wieder einen Kontakt zur Außenwelt aufbauen. Hier im Raum entwickeln sie keine Ticks und können sich dann wieder verständlich machen. Es kann außerdem Ängste nehmen, die Kreativität fördern, der Verbesserung der sensitiven Wahrnehmung und der Entspannung dienen.“

Ursprünglich wurde Snoezelen nur bei geistig schwerbehinderten Menschen angewendet, doch inzwischen haben sich die Einsatzfelder stark erweitert. Auch bei Kleinkindern und Schulkindern kommen Snoezelen-Räume zum Einsatz, insbesondere in Kliniken sowie Kinder- und Jugendpsychiatrien. In Deutschland gibt es bereits über 1.200 Snoezelen-Räume. Weltweit wird Snoezelen für verschiedene Zwecke wie Magersucht, Stress Depression oder Hyperaktivität eingesetzt. Bei Senioren versucht man mit dem Snoezelen alte Erinnerungen wieder hervorzurufen.

Text und Foto von unserem Praktikanten Mehdi Ben Aouana

2  Kommentare

  • uschi
    28.10.2016 17:46 Uhr

    Mir erscheint ein Snozel- Raum wie ein LSD, oder Alkohol- Rausch. Die Farben und das Geblubbere von Wasserblasen im Raum ist eine künstliche Welt die die Sinne verschwimmen lässt. Viele behinderte Menschen haben Probleme ihre Sinne zu klären. Wir wissen nicht wie stark das Durcheinander ihrer alltäglichen Eindrücken sein kann. Dazu kommen oft noch Nebenwirkungen von Medikamenten hinzu denen sie, oftmals durch angeblich besseres Wissen der Pharma und den Ärzten ausgeliefert sind. Pflegepersonal die mit ihren Zöglingen zum snozelen gehen, suchen meines Erachtens ein Schläferstündchen. Sie sollten sich auf natürliche Reize besinnen. Ein Waldspaziergang mit einer geführten Aufmerksamkeit lässt einen angespannten Menschen mit Behinderung sehr schnell ruhig werden. Zurück zur Normalität bitte. Sie kostet leider" nur" den Einsatz von Personal. Ein S- Raum ist eine überflüssige, schlimme Geldausgabe!!!!

  • Kerstin Wendt
    01.11.2016 16:47 Uhr

    Hallo uschi,

    Sicherlich kann man das Snoezelen kontrovers diskutieren, so wie jeden therapeutischen Ansatz oder Betreuungsinhalt. Wie stets kommt es auf die Heransgehensweise und die professionelle Durchführung an.

    Um zu ergründen, was einem Klienten mit schwerer und/oder mehrfacher Behinderung gut tut, zur Entspannung verhilft oder durch neue Sinneseindrücke aktivierend wirkt, muss man sich intensiv mit ihm oder ihr auseinander setzen. Nur dann kann es für bestimmte Personen ein positive Erfahrung und ein bereicherndes Erlebnis sein. Für z.B. Menschen mit fotosensitiver Epilepsie, Ängsten in engen Räumen, oder einem hohen Empfindlichkeitsgrad für Reize (ob unter Medikamenteneinfluss, oder einfach als Teil der Persönlichkeit, ist unerheblich) ist ein Snoezelenangebot sicher nicht geeignet.

    Natürlich werden die Effekte nicht alle zugleich eingesetzt, sondern in Kleingruppen oder auch Einzelbegleitungen sinnvoll und zielgerichtet genutzt, wie schon erwähnt zur Aktivierung, zum Spiel, oder auch zur Entspannung der Klienten. Der Mitarbeiter gewährt dem Klienten Freiraum zur Entfaltung; dies kann in enger Assistenz gefordert sein, oder auch im Abstand, in beobachtender Haltung.

    Die Konzeption der NRD-Tagesstätten sieht Arbeits- und Bildungsangebote vor. Zu den Letzteren gehören auch Wahrnehmungsangebote wie das Snoezelen, außerdem auch Angebote zu „Umwelterfahrung und Sozialorientierung“, welche Gartenarbeit, Spazier- und Botengänge, Ausflüge, Einkäufe uvm. umfassen.Wir legen großen Wert auf Vielfalt, da auch unsere Klienten sehr vielfältige Bedarfe mitbringen.

    Kerstin Wendt, Heilerziehungspflegerin
    Teamleitung NRD-Tagesstätte, Team 8

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