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Meine Getanken sind wichtik

19.11.2016 | Marlene Broeckers

Autor

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Marlene Broeckers

Texterin der NRD

Meine Getanken sind wichtik

„Wenn man verliebt ist, wird das Herz ganz rot“. Was für ein genialer Satz! Aufgeschrieben von Lucas Krebs im gleichnamigen Band einer vierbändigen Sammlung mit literarischen Texten von Menschen mit Behinderung aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Wissen Sie von Menschen mit Behinderung, die gern schreiben oder Lust haben, es einfach mal zu versuchen? Machen Sie ihnen Mut, Wortfinder zu werden!

Seit sechs Jahren gibt es den Verein „Die Wortfinder“, der Kalender und Postkarten mit Texten und Bildern von Menschen mit Behinderung publiziert. Die Gründerin und Vorsitzende Sabine Feldwieser aus Bielefeld unterstützt seit über 20 Jahren behinderte Menschen dabei, ihr Potential schreibend zum Ausdruck zu bringen. Etliche Schreibwerkstätten und Literaturcafés im deutschsprachigen Raum wurden auf ihre Initiative gegründet.

Erstmals 2014 haben „Die Wortfinder“ einen Literaturwettbewerb ausgeschrieben. Menschen mit Behinderung aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden eingeladen, Fragen einzureichen, auf die sie gern eine Antwort hätten. 2.500 Fragen gingen ein, von denen die interessantesten und witzigsten ausgewählt wurden. In einer zweiten Runde erfolgte die Einladung, Antworten zu finden. 3.000 Antworten kamen an. Die Fragen und Antworten wurden in vier Sachgebiete unterteilt, aus denen jeweils ein Buch entstand – Philosophie & Ethik, Politik & Wirtschaft, Liebe & andere Gefühle, Tiere & noch mehr Tiere.

In einer dritten Runde wurde nach Zeichnern gesucht, die Lust hätten, die Bücher zu illustrieren. 170 Personen haben sich an diesem Wettbewerb beteiligt. 20 wurden ausgewählt, um die einzelnen Kapitel der vier Bücher zu illustrieren. Im Juni ist die vierbändige Enzyklopädie erschienen, die zu lesen ein großer Genuss ist. Einige wenige Zitate finden Sie in diesem Magazin. Nicht nur der Philosophie-Band „Meine Getanken sind wichtik“ zeigt, dass Menschen mit und ohne Behinderung sich dieselben Fragen stellen – nach dem Sinn des Lebens, nach einem guten Leben, nach Liebe, Freundschaft und Heimat.
Die Texte haben oft ein hohes Niveau. „Sie machen deutlich, dass die Qualität und Originalität der Gedanken nicht zwingend abhängig ist von der Schreibkompetenz und von sprachlichen Höchstleitungen“, so Sabine Feldwieser.

Die Enzyklopädie ist Ausdruck dafür, dass gesellschaftliche Entwicklung hin zu mehr Teilhabe und Selbstbestimmung Fortschritte macht: Die Texte der älteren Wortfinder sind ganz offensichtlich von Heimerfahrung, sprich: Fremdbestimmung geprägt, während die Jüngeren spürbar freier ihre eigenen Gedanken äußern.

Jedes der vier Bücher ist zum Preis von 17,90 Euro über die homepage der „Wortfinder“ zu bestellen, der Viererpackspart ist knapp 12 Euro günstiger. Ganz druckfrisch liegt auch bereits der literarische Wandkalender 2017 vor, das Ergebnis eines Literaturwettbewerbs zum Thema „Heimat und Fremde“, an dem sich 600 Menschen mit rund 1.000 Texten beteiligt haben. Der Kalender für 2017 „Das Herz hat meistens Heimweh“ ist gleichfalls über die homepage zu bestellen.

Viele Informationen unter www.diewortfinder.com


Olga - Gott als Frau mit kurzen Haaren
Olga - Gott als Frau mit kurzen Haaren

Wie kann man sich Gott vorstellen?

Gott ist eine Frau. Sie hat kurze Haare und ein schönes Kleid. Gerüste Maria bete ich immer. Gott schaut, dass es uns gut geht. Gott macht es alles wieder gut. Ohne Gott wäre es schwierig.
Wortfinderin Annamarie Lach, 36 Jahre Illustration Barbara Lipp, 52 Jahre


Warum darf man Mücken töten, aber keine Pferde?

Mücken sint langweilich und Pferde sint kul.
Wortfinder Markus Schatz, 15 Jahre

Weill Mücken stechen und Pferde nicht. Weill Pferde gann man reiten und Mücken nicht. Weill Pferde sient schön und Mücken nicht. Weill Mücken sient glein und Pferde sient nicht glein.
Wortfinderin Anja Albrecht, 16 Jahre Illustration Olga Mezenceva, 32 Jahre


Warum gibt es die Liebe?

Die Liebe gibt es, damit die Menschen nicht einsam sind. Es ist schöner mit Menschen zu leben, die einen lieben und die man auch liebt. Zu zweit ist es viel schöner, da kann man Eis essen gehen und spazieren gehen. Zu zweit kann man küssen, Hand halten, Sex haben, sich gut verstehen, gemeinsam lachen und miteinander reden.
Wortfinder Jörg Glades, 35 Jahre Illustration Marko Seifert, 40 Jahre

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  • Inklusion...

    ...bedeutet für mich, dass man alle Menschen wieder mehr zusammenführt. Wenn alle aufmerksam und hilfsbereit miteinander umgehen, dann geht es allen auch seelisch besser. 

    Inklusion...
    Virginia Dindore
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