22.09.2015
Zu einem zweitägigen Besuch kam das für die Stiftung NRD zuständige Investitionsförderteam der Aktion Mensch in der vergangenen Woche nach Mühltal. Seit mehr als 30 Jahren nimmt die NRD an den Förderprogrammen der Aktion Mensch (AM) teil – früher: Aktion Sorgenkind. Die Aktion Mensch unterstützt unter anderem Wohnprojekte, die Anschaffung von Fahrzeugen, den Aufbau von Integrationsbetrieben sowie Freizeitmaßnahmen.
Das zehnköpfige Team von Leiter Norbert Bruchhausen informierte sich ausführlich über den Stand der Regionalisierung. NRD-Vorstand Walter Diehl führte mit ausführlichem Rückblick auf die Geschichte in das Thema ein. Die Regionalleiter Dirk Tritzschak und Tom Wäsche sowie der Leiter der Bau- und Projektentwicklung Thomas Martus präsentierten die internen Prozesse, in denen ein Projekt gemeinsam von Architekten und Pädagogen erarbeitet wird. Die konsequente interdisziplinäre Zusammenarbeit stellt sicher, dass ein Neubau von Vorneherein gemäß den Anforderungen der Betreuung und den Bedürfnissen der Bewohner geplant wird. Auch die künftigen Bewohner selbst werden frühzeitig eingebunden. Selbstverständlich hat jeder Bewohner die Freiheit zu entscheiden, ob er in ein Wohnprojekt zieht, das ihm vorgeschlagen wurde.
Die Vorstellungen von regionalen Wohnangeboten haben sich seit Prozessbeginn drastisch verändert. Anfangs wurden Häuser mit 48 Wohnplätzen als sinnvoll angesehen. Schon bei der Umsetzung war den Beteiligten bereits klar, dass diese Größe den Bewohnern kein „Leben so normal wie möglich“ bietet, sondern dass hier eine verkleinerte „Anstalt“ entstand. In der Diskussion zwischen Trägern und Förderern wurden die Vorgaben schrittweise von 24 auf 16 Wohnplätze verkleinert. Vielen Einrichtungen erscheint diese Größe heute noch als nicht finanzierbar, die NRD konnte jedoch den Gegenbeweis antreten.
Die Besucher lernten die Standorte in Darmstadt, Ober-Ramstadt, Pfungstadt und Seeheim kennen, sprachen mit Bewohnern und Mitarbeitern. Ein Höhepunkt war der Besuch einer Theaterprobe der Gruppe „Chamäleon alle inklusiv“, einem Kooperationsprojekt der evangelischen Jugend Darmstadt und der Lazerusgemeinde für Menschen mit Behinderung. Die Gruppe zeigte Auszüge aus ihrer aktuellen Inszenierung „An Tagen wie diesen“. Der Probe schloss sich ein gemeinsames Abendessen in der Caféteria im NRD-Servicezentrum an. Gäste und Bewohner nutzen sehr intensiv die Möglichkeit, einander im Gespräch kennenzulernen.
Nach Aussage von Teamleiter Norbert Bruchhausen, der die Trägerlandschaft der Behindertenhilfe in Deutschland sehr gut kennt, gibt es kaum einen Träger, der das Thema Regionalisierung der Wohn- und Betreuungsangebote, verbunden mit dem konsequenten Abbau der ehemaligen Zentraleinrichtungen, derart konsequent und zielstrebig verfolgt, wie es die NRD tut. Fasziniert zeigten sich die Gäste aus Bonn auch von den Plänen der NRD, die frei werdenden Flächen der ehemaligen Großeinrichtung schrittweise wieder an die Gemeinde Mühltal zurück zu geben.
Die frühere „Anstalt“ befand sich noch auf der Wiese außerhalb des Ortes. Bautätigkeiten der letzten Jahrzehnte ließen Nieder-Ramstadt und Trautheim um das Gelände herum wachsen. Der neue Fliednerplatz, der an das Angebot für Mühltaler Senioren der NRD-Altenhilfe und an das Angebot von mehr als 40 barrierefreien Wohnungen der NRD grenzt, gibt dem Ort ein neues kommunikatives Zentrum. In nicht mehr ganz so ferner Zukunft, so die Planungen, können weitere leer werdende Flächen als Baugebiet für die Gemeinde ausgewiesen werden. An die frühere Anstalt werden dann noch das Ensemble aus Lazaruskirche und Bodelschwinghhaus, dem künftigen NRD-Hauptsitz, erinnern.
Foto: Die Besucher der Aktion Mensch in der Mühltal-Werkstatt der NRD
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