"Man bekommt so viel zurück" – FSJ in der NRD

06.07.2017 | Barbara Mümpfer

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Barbara Mümpfer

Barbara Mümpfer ist Journalistin und freie Mitarbeiterin der NRD

"Man bekommt so viel zurück" – FSJ in der NRD

Die Klassenkameraden waren ziemlich skeptisch. „Warum willst du ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Rheinhessen-Werkstatt absolvieren?“ fragten sie Annika Hofmann. „Das ist doch Zeitverschwendung. Fang lieber gleich an zu studieren.“ Die 19-Jährige aus Ensheim ist da ganz anderer Meinung: „Bei der Zusammenarbeit mit den Beschäftigten und den Kollegen habe ich viele Erfahrungen gesammelt, von denen ich später im Berufsleben profitieren kann.“ Dieses Jahr habe sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung vorangebracht, ihren Horizont erweitert und ihr Selbstbewusstsein gestärkt. Wenn sie im Oktober ihr Lehramtsstudium für Deutsch und Geschichte beginnt, dann hat die junge Frau vielen Kommilitonen etwas voraus: in der Werkstatt hat sie gelernt, Wissen zu vermitteln,  Menschen zu motivieren und sich durchzusetzen. Keine schlechte Voraussetzung für eine Lehrerin.

Dass sie ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Stiftung Nieder-Ramstädter Diakonie absolvieren wollte, stand für die zierliche Blondine von Anfang an fest. Durch ihren Vater, der in einem der NRD-Wohnverbünde arbeitet, hatte sie schon als Jugendliche Kontakt zu Menschen mit geistiger Behinderung. In der Rheinhessen-Werkstatt fühlte sie sich denn auch gleich gut aufgenommen – sowohl von den Beschäftigten als auch von den Kollegen, die ihr nach eigener Aussage mit großer Freundlichkeit begegneten.

Annika Hofmanns Einsatzgebiet war der Arbeitsbereich B, in dem medizinische Testsets verpackt werden. Die junge Ensheimerin hatte die Aufgabe, die Beschäftigten mit ihren Arbeitsschritten vertraut zu machen und sie beim korrekten Verpacken der Einzelteile zu unterstützen. Das erledigte sie offenbar so gut, dass sie schon bald ziemlich selbständig arbeiten durfte. So begleitete sie eine Gruppe Männer und Frauen zum Außeneinsatz in einer benachbarten Firma, in der Backmischungen verpackt werden müssen. „Die Beschäftigten waren mit Begeisterung am Werk und haben gute Arbeit geleistet“, berichtet die 19-Jährige mit einem gewissen Stolz in der Stimme. „Im Laufe unseres Einsatzes wurden wir immer schneller.“ Der Auftraggeber sei sehr zufrieden gewesen.

In guter Erinnerung ist ihr auch die Übung „Wer hat an der Uhr gedreht?“, die sie selbständig vorbereiten und leiten durfte. In mehreren Schritten festigte sie das Wissen ihrer Teilnehmer zum Thema Uhrzeit – eine Erfahrung, die der zukünftigen Lehrerin sicher zugutekommen wird. Dass sie während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres auch Einblicke in den lebenspraktischen Bereich bekam, etwa indem sie Beschäftigten das Essen reichte, war für die junge Frau kein Problem. „Das gehört eben auch dazu“, sagt sie. Nicht zu vergessen die Seminare, die im FSJ verpflichtend sind. Dort hat sie viel gelernt und nebenbei „ganz tolle Leute kennengelernt“.

Abschließend zieht Annika Hofmann eine positive Bilanz ihres Einsatzes in der Rheinhessen-Werkstatt. Den Skeptikern hält sie entgegen: „Ich arbeite mein ganzes Leben lang in meinem zukünftigen Beruf. Da kann ich doch auch mal ein Jahr lang andere Erfahrungen machen und mich sozial engagieren. Zumal ich selbst viel zurückbekomme – sowohl von den Beschäftigten als auch von den Kollegen“. Für die 19-Jährige war dieses Jahr mit Sicherheit keine Zeitverschwendung. Sie verbucht es als Gewinn.                                         

Das Freiwillige Soziale Jahr bietet jungen Leuten zwischen 16 und 26 Jahren Gelegenheit, im sozialen, kulturellen oder sportlichen Bereich zu arbeiten. Es wird ganztägig in einer sozialen Einrichtung abgeleistet und mit einem monatlichen Taschengeld vergütet.

Wer sich für ein FSJ in der NRD interessiert, erfährt nähere Einzelheiten auf unserer Job-Seite.

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